Donnerstag, 19. September 2024

Schlaf als Schlüssel zur Alzheimer-Vorbeugung?

Forscherin Dr. Merle Hönig untersucht Einfluss des Tiefschlafs auf die Krankheit

Demenzforscherin Dr. Merle Hönig


Schlaf könnte eine entscheidende Rolle im Kampf gegen die Alzheimer-Krankheit spielen. In einer gemeinsamen Studie der Uniklinik Köln und des Forschungszentrums Jülich untersuchte Demenzforscherin Dr. Merle Hönig mit ihrem Team den Zusammenhang zwischen Schlafstörungen und Alzheimer. Sie will klären, ob die Behandlung von Schlafstörungen helfen kann, der Alzheimer-Krankheit vorzubeugen.

Über den aktuellen Stand der Forschungen informiert die Alzheimer Forschung Initiative (AFI).

Tiefschlaf unterstützt die „Spülmaschine“ des Gehirns

Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten steht der Tiefschlaf, der nach neuesten Ergebnissen als eine Art „Spülmaschine“ für das Gehirn fungiert. Dr. Hönig erklärt: „Man geht davon aus, dass im gesunden Gehirn während des Schlafs bestimmte Reinigungsprozesse ablaufen, bei denen schädliche Substanzen aus dem zentralen Nervensystem abtransportiert werden – unter anderem auch Amyloid-beta und Tau, Proteine, deren Ansammlungen im Gehirn als eine der möglichen Ursachen für Alzheimer gelten. Bei Menschen mit Alzheimer könnte dieser Reinigungsprozess gestört sein, was zur Anhäufung dieser Proteine und schließlich zum Absterben von Nervenzellen führt.“ Insbesondere die Dauer des Tiefschlafs scheint dabei eine Rolle zu spielen, weshalb vor allem verkürzte Tiefschlafphasen über einen längeren Zeitraum als Risikofaktor für Alzheimer gelten.

Studie zur Dauer des Tiefschlafs bei Menschen mit und ohne Alzheimer

Um den Zusammenhang zwischen der Dauer des Tiefschlafs und der Ablagerung schädlicher Proteine bei Menschen mit Alzheimer zu erforschen, untersuchte Dr. Hönig den Tiefschlaf von Testpersonen im Frühstadium der Alzheimer-Krankheit und verglich die Ergebnisse mit denen einer gesunden Kontrollgruppe. Die Dauer des Tiefschlafs wurde dabei mit elektronischen Stirnbändern überwacht, die eine genaue Aufzeichnung der Schlafphasen ermöglichten. Um die Menge der schädlichen Proteinablagerungen im Gehirn zu bestimmen und über den Untersuchungszeitraum vergleichen zu können, wurde die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) eingesetzt - ein bildgebendes Verfahren, dass die schädlichen Proteine der Alzheimer Erkrankung sichtbar macht.

Frühe Erkenntnisse und weitere Forschungen

Erste Ergebnisse zeigen, dass kürzere Tiefschlafphasen mit einer stärkeren Ablagerung der Proteine Amyloid-Beta und Tau einhergehen. Die PET-Scans zeigten einen deutlichen Zusammenhang zwischen verkürztem Tiefschlaf und vermehrten Proteinablagerungen im Gehirn. Insgesamt wurde zudem beobachtet, dass die an Alzheimer erkrankten Probandinnen und Probanden kürzere Tiefschlafphasen hatten und nachts häufiger aufwachten. Dies könnte die weitere Ablagerung von Amyloid-beta und Tau und damit das Fortschreiten der Erkrankung bei Menschen mit Alzheimer weiter beschleunigen.

Für Dr. Hönig und ihr Team ergeben sich aus diesen Beobachtungen weitere Fragestellungen: Zum einen, ob die Länge des Tiefschlafs eine Vorhersagekraft für den Verlauf einer Alzheimer-Erkrankung hat. Zum anderen, ob neben der Dauer des Tiefschlafs auch die Schlafqualität das Fortschreiten der Erkrankung beeinflusst. Sollte eine bessere Schlafqualität tatsächlich dazu beitragen, dass sich weniger schädliche Proteine ansammeln, könnte die Behandlung von Schlafstörungen tatsächlich ein Ansatz gegen die Alzheimer-Krankheit sein. In einem neuen Forschungsprojekt möchten Dr. Hönig und ihr Team nun die Probandinnen und Probanden über weitere 18 Monate hinweg weiter untersuchen.

Über die Demenzforscherin Dr. Merle Hönig

Dr. Merle Hönig wurde für ihre Forschung mehrfach ausgezeichnet. Für ihre Arbeit "Resistance to Tau and Amyloid Pathology Facilitates Super-Aging" erhielt sie den "Brain Imaging Council Young Investigator Award" und den "Image of the Year Award" der Society of Nuclear Medicine and Molecular Imaging. In dieser Studie zeigten sie und ihr Team, dass die Gehirne von sogenannten Super-Agern – Menschen über 80 mit außergewöhnlicher geistiger Leistungsfähigkeit – resistent gegen die Anhäufung von Alzheimer-typischen Proteinen sind.

Weitere Informationen zur Alzheimer-Krankheit

Mittwoch, 28. August 2024

Wer Ange­hö­rige pflegt, will früher in Rente

Gene­ra­tion 50+: Pfle­gende Ange­hö­rige



Fast ein Drittel (31,3 Prozent) der Erwerbstätigen ab 50 Jahren beabsichtigt, vor dem gesetzlichen Rentenalter aus dem Job auszuscheiden. Von den Beschäftigten 50+, die Angehörige pflegen, sagen sogar 44,4 Prozent: "Ich plane, früher in den Ruhestand zu gehen." Bei jenen ohne Pflegeverantwortung im häuslichen Umfeld sind es 29,5 Prozent. Das ist ein Ergebnis des aktuellen TK-Gesundheitsreports 2024 "Fachkräftemangel: Was hält die Generation 50+ im Job?". Hierzu befragte das Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) im Auftrag der Techniker Krankenkasse (TK) mehr als 1.000 Erwerbstätige ab 50 Jahren.

Jede achte befragte Person pflegt Angehörige


In Deutschland leisten Angehörige den Löwenanteil der Pflege, das bestätigen aktuelle Zahlen der TK. Rund sieben von zehn pflegebedürftigen Versicherten der TK werden zu Hause versorgt (71,4 Prozent). Bei 55,5 Prozent von ihnen wird die Pflege vollständig durch Angehörige geleistet - sie erhalten ausschließlich Pflegegeld, aber keine Leistungen für den Einsatz eines gewerblichen Pflegedienstes. Von den befragten Beschäftigten 50+ gaben 12,8 Prozent an, Angehörige zu pflegen.

Pflege ist weiblich

Während in der Stichprobe weibliche (49,6 Prozent) und männliche (50,2 Prozent) Beschäftigte nahezu gleich verteilt waren, ist die Pflegeverantwortung zwischen den Geschlechtern unausgewogen. Nur 38,7 Prozent der Befragten, die Angehörige pflegen, sind Männer, 61,3 Prozent hingegen Frauen.

Pflegeverantwortung beeinflusst die Gesundheit

Neben der eigenen Erwerbstätigkeit Angehörige zu pflegen, ist nicht nur organisatorisch und finanziell herausfordernd, sondern kann auch körperlich und psychisch belastend sein. Beschäftigte, die neben der Arbeit Angehörige pflegen, geben häufiger als Beschäftigte ohne Pflegeverantwortung an, eine beeinträchtigte Gesundheit zu haben (40,3 Prozent gegenüber 22,7 Prozent).

"Gerade Angehörigen, die Berufs- und Pflegealltag miteinander vereinbaren müssen, fehlt oft die Zeit, sich Pflegewissen anzueignen", sagt Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK. "Die TK unterstützt sie mit individuellen Angeboten dabei, sich im Pflegealltag zurechtzufinden und zu organisieren, ohne dabei die eigene Gesundheit aus dem Blick zu verlieren."

TK unterstützt pflegende Angehörige

Die Pflegeversicherung der TK bietet pflegenden Angehörigen verschiedene Optionen zur Entlastung an. So stehen Pflegebedürftigen monatlich sogenannte Entlastungsleistungen in Höhe von 125 Euro zu. Sie können beispielsweise eingesetzt werden, um anerkannte Angebote für Unterstützung im Haushalt zu bezahlen. Zudem können Angehörige dank Budgets für Kurzzeit- und Verhinderungspflege auch Auszeiten von der Pflege nehmen. Die TK-Pflegeversicherung berät zu diesen Leistungen und bietet zudem Pflegekurse - online und in Präsenz - für Angehörige an.

Um Betroffenen die Pflegesituation künftig noch mehr zu erleichtern, setzt sich die TK bei der Politik dafür ein, die monatlichen Entlastungsleistungen zu einem flexibel einsetzbaren Jahresbudget zusammenzufassen. Zudem fordert die TK ein bundesweites Onlineportal für freie Pflegekapazitäten.

Mittwoch, 14. August 2024

Hitzewelle schadet auch Medikamenten

Wenn es Zäpfchen und Pillen zu heiß wird




Sehr hohe sommerliche Temperaturen sorgen nicht nur für körperliche Einschränkungen wie Kreislaufschwäche oder Abgeschlagenheit. Hohe Temperaturen können auch Arzneimittel beeinträchtigen oder ihre Wirkung im Körper verändern. Deshalb rät der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV), auch Salben, Pillen oder Zäpfchen vor zu hohen Temperaturen zu schützen. Friederike Habighorst-Klemm, Patientenbeauftragte und Vorstandsmitglied des LAV erklärt zusätzlich, dass Hitzewellen die Wirksamkeit von Medikamenten im Körper verändern können.

Wer mit Medikamenten unterwegs ist, für den gilt: Arzneimittel sollten im Auto, im Zug oder im Ferienflieger so transportiert werden, dass sie vor direkter Sonneneinstrahlung und großer Hitze (oder Kälte) geschützt werden. Sie können sonst in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt oder gar unbrauchbar werden. „Was genau auf Ihre Medikamente zutrifft, können Sie ganz genau im Beipackzettel oder auf der Medikamentenschachtel nachlesen“ so Friederike Habighorst-Klemm. Beim Transport im Auto sollten Arzneimittel nicht auf der Hutablage oder dem Armaturenbrett liegen. „Das sind die heißesten Stellen im PKW. Legen Sie Medikamente besser unter den Vordersitz oder unter das Gepäck im Kofferraum. Im Flieger nehmen Sie die Medikamente im Handgepäck bitte in die Kabine. Im Frachtraum wird es während des Fluges zu kalt“, rät die Apothekerin.

Auch Laien können erkennen, wenn Arzneimittel zu großer Hitze ausgesetzt waren: Zäpfchen schmelzen bei solchen Temperaturen komplett und auch medizinische Salben oder Cremes können sich bei zu großer Hitze in ihre einzelnen Bestandteile trennen. Hier gilt der pharmazeutische Grundsatz, dass geschmolzene Medikamente nicht wieder verwendet werden sollen – auch wenn sie später wieder fest werden. Zur Vorsicht rät die Apothekerin auch bei Asthmasprays und hohen Temperaturen: „Wenn der Sprühbehälter überhitzt war, ist nicht mehr sicher, ob bei der Benutzung dann noch die korrekte Menge an Wirkstoff abgegeben wird.“

Arzneimittel reagieren aber auch im Körper anders, wenn die Temperaturen sehr hoch sind. Ein weit verbreitetes Beispiel sind Blutdrucksenker. Diese wirken durch Hitze stärker, da sich die Blutgefäße zusätzlich zur Arzneimittelwirkung erweitern und der Blutdruck stark abfallen kann. Auch Diuretika, also entwässernde Medikamente, sind zu nennen. „Die Betroffenen verlieren durch die Einnahme ohnehin mehr Wasser- und Elektrolyte. Schwitzt man dann noch stark, weil es sehr heiß ist, wird dieser Wasser- und Elektrolytmangel weiter verstärkt. Dann kann es zu Nierenproblemen, einer Austrocknung des Körpers und im schlimmsten Fall sogar zu Herz-Rhythmus-Störungen kommen“, warnt Habighorst-Klemm.

Besonders dramatisch können die Folgen bei Betroffenen sein, die „Schmerzpflaster“ gegen sehr starke Schmerzen nutzen müssen. Diese Pflaster geben ihre Wirkstoffe – in der Regel Opiate wie beispielsweise Fentanyl oder Buprenorphin – über die Haut ab und wirken im gesamten Körper. Bei heißem Wetter kann es bei Schmerzpflastern zu teilweise gefährlichen Überdosierungen kommen, weiß die Patientenbeauftragte: „Durch eine erhöhte Hauttemperatur und die erweiterten Gefäße werden die schmerzstillenden Wirkstoffe viel schneller durch die Haut hindurch ins Blut aufgenommen. Wenn Patienten merken, dass sie schläfrig werden, sich benommen und verwirrt fühlen, sollten Sie das Schmerzpflaster sofort entfernen und Kontakt mit dem Arzt oder der Apotheke aufnehmen.“