Donnerstag, 27. September 2018

Pflegende Arbeitnehmer

Oft fehlen Unterstützungskonzepte in Unternehmen


Hier geht es zur Webseite des Zentrums für Qualität in der Pflege

Deutschland befindet sich im demografischen Wandel. Dabei wächst unter anderem auch die Zahl älterer, pflegebedürftiger Menschen erheblich – von heute über 3 Millionen auf voraussichtlich rund 4,5 Millionen im Jahr 2054. Zugleich droht in vielen Branchen Arbeitskräftemangel, weil Nachwuchs fehlt. Die vorhandenen Arbeitnehmer sind dabei zunehmend von Pflegebedürftigkeit in ihren Familien betroffen. Derzeit pflegen geschätzt schon etwa 2,6 Millionen Erwerbstätige auch noch einen Angehörigen – Tendenz steigend. Die Möglichkeit, Beruf und Pflege gut miteinander vereinbaren zu können, wird also immer wichtiger. Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat daher Personalverantwortliche in über 400 Unternehmen ab einer Größe von 26 Mitarbeitern repräsentativ befragt, wie es in ihren Firmen um die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege bestellt ist.

Die Ergebnisse zeigen, dass betriebliche Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in über der Hälfte der betreffenden Unternehmen (58 Prozent) weder etabliert noch geplant sind. Für 43 Prozent der Teilnehmer sind die Umsetzung solcher Angebote generell eher zu aufwändig und andere Fragen wichtiger; etwa ein Drittel (34 Prozent) findet entsprechende Maßnahmen zu teuer. Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzen-der des ZQP, stellt hierzu fest: „Als Gesellschaft sind wir dringend auf die Familienarbeit der pflegenden Angehörigen angewiesen, die für diese häufig sehr belastend ist. Gleichzeitig können wir nicht auf ihre Arbeitskraft in der Wirtschaft verzichten. Gute Vereinbarkeit von Beruf und Pflege ist also ein Gebot der Stunde. Darum sind auch die Unternehmen in der Verantwortung, ihre Mitarbeiter bei der Bewältigung der Pflege zu unterstützen.“

Personalverantwortliche beklagen indes mangelndes internes Wissen, das hindern würde, Hilfsangebote zu planen. So fehlen aus Sicht von 62 Prozent der Befragten Informationen, welche Mitarbeiter tatsächlich Unterstützungsbedarf in der Pflege von Angehörigen haben. 63 Prozent vermissen Kenntnisse, welche Angebote für Betroffene konkret hilfreich wären. Ralf Suhr dazu: „Es ist wichtig, dass Unternehmen ihre Führungskräfte für das Thema Pflege sensibilisieren und eine pflegefreundliche Organisationskultur schaffen. Dazu gehört zum Beispiel, Mitarbeiter als Lotsen zu schulen. Diese können einerseits auftretende Bedarfe weitergeben und andererseits Kollegen über Unterstützungsangebote informieren.“

Darüber hinaus weist die Studie darauf hin, dass speziell auch das Thema Demenz bisher in vielen Unternehmen eher wenig Beachtung findet. Für 47 Prozent aller Befragten spielt es in Bezug auf die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege in ihrem Unternehmen überhaupt keine, für 16 Prozent eine weniger wichtige Rolle.

„Demenz ist eine häufige Ursache von Pflegebedürftigkeit, die pflegende Angehörige oft rund um die Uhr vor ganz erhebliche Herausforderungen stellt. Das sollten Unternehmen bedenken, wenn sie wirksame betriebsinterne Angebote zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und Pflege anbieten wollen. Eine Idee ist zum Beispiel, dass sich Firmen in regionalen Netzwerken zusammenschließen und gemeinsam Kooperationen mit Tagespflegeeinrichtungen für Angehörige von Mitarbeitern schaffen“, so Suhr weiter.

Auch für Mitarbeiterschulungen zu Demenz zeigen die meisten befragten Unternehmen bisher kein Interesse. Zum Beispiel im Sektor Handel und Dienstleistungen – also auf Geschäftsfeldern, in denen es häufig zu Kundenkontakt mit Menschen mit Demenz kommen kann – wurden solche Maßnahmen nur bei 3 bzw. 4 Prozent der Firmen durchgeführt. Im Gesundheits- und Sozialwesen waren es immerhin 55 Prozent. Dabei können entsprechende Schulungen dazu beitragen, das Verständnis für die Lebenssituation von Kollegen zu steigern, die in ihrem privaten Umfeld von Demenz betroffen sind. Auch ist es für Mitarbeiter mit Kundenkontakt hilfreich, zu wissen, wie man mit Menschen mit Demenz richtig umgeht. So können Unsicherheiten – zum Beispiel im Umgang mit ungewöhnlichen Situationen an der Ladenkasse – abgebaut werden.

Entsprechende Schulungen bietet zum Beispiel die bundesweite Aufklärungsinitiative „Demenz Partner“ an, die von der Deutschen Alzheimer Gesellschaft koordiniert und vom ZQP unterstützt wird.


Über Demenzpartner

Seit September 2016 läuft die bundesweite Aufklärungsinitiative „Demenz Partner“. Ziel ist es, auf Demenz aufmerksam zu machen und darüber zu informieren. Jeder kann Demenz Partner werden – egal ob jung oder alt, berufstätig oder im Ruhestand, egal ob man einen Menschen mit Demenz persönlich kennt oder nicht. Voraussetzung: Demenz Partner haben einen Kurs zum Thema Demenz besucht oder bieten einen solchen an. Mittlerweile gibt es bundesweit über 30.000 Demenz Partner. Träger ist die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e. V. Anknüpfend an die weltweite Aktion „Dementia Friends“, wird die Initiative inzwischen von einigen hundert Organisationen in ganz Deutschland unterstützt – so auch vom ZQP als Mitglied der Allianz für Menschen mit Demenz.

Montag, 10. September 2018

Broschüre "Diagnose-Verfahren bei Alzheimer" erhältlich

Praktische Tipps helfen Patienten und Angehörigen, den Arztbesuch besser vorzubereiten


Eine verlässliche Alzheimer-Diagnose ist aufwendig und kann nur von einem Arzt gestellt werden. Studien zeigen, dass die Alzheimer-Krankheit oft erst in einem fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert wird, weil die Betroffenen zu spät zum Arzt gehen. Eine Behandlung wird so erschwert, denn die Medikamente wirken am besten zu Beginn der Krankheit. Die überabeitete Broschüre „Diagnose-Verfahren bei Alzheimer – Ärztliche Tests im Überblick“ von der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) klärt über die nötigen Untersuchungen auf und möchte die Angst vor einem Arztbesuch nehmen.

Die Broschüre kann kostenfrei bestellt werden unter der Telefonnummer 0211 - 86 20 66 0 oder über die AFI-Webseite www.alzheimer-forschung.de/diagnoseverfahren.

Die einzelnen Untersuchungsschritte werden in der Broschüre genau erklärt. Dazu gehören das Arztgespräch, standardisierte Gedächtnistests, die körperliche Untersuchung und die Analyse der Laborwerte. 

Auch bildgebende Verfahren wie die Computertomographie (CT) oder die Magnetresonanztomographie (MRT) werden beschrieben. Ebenfalls thematisiert wird die Liquordiagnostik, die zwar noch nicht zur Basisdiagnostik gehört, aber im stationären Rahmen immer häufiger Anwendung findet. Praktische Tipps helfen Patienten und Angehörigen, den Arztbesuch besser vorzubereiten.

Bestellinformation: 
Die Broschüre „Diagnose-Verfahren bei Alzheimer – Ärztliche Tests im Überblick“ kann kostenfrei bestellt werden bei der Alzheimer Forschung Initiative e.V., Kreuzstr. 34, 40210 Düsseldorf; Telefonnummer 0211 - 86 20 66 0; Webseite: www.alzheimer-forschung.de/diagnoseverfahren


Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. trägt. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher und stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Bis heute konnte die AFI 230 Forschungsaktivitäten mit über 9,2 Millionen Euro unterstützen und rund 800.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.

Sonntag, 2. September 2018

Multiple Sklerose: Wie Angehörige und Freunde mit der Krankheit umgehen können

MS gemeinsam meistern


Foto: djd/Sanofi/Getty

Von der Diagnose Multiple Sklerose (MS) ist nicht nur der Erkrankte selbst betroffen - auch für seinen Partner, die Familie und Freunde kann sich das Leben sehr verändern. Angehörige machen sich oft große Sorgen und wissen nicht, wie sie mit der Krankheit umgehen sollen. Das ist normal, aber häufig sind die Befürchtungen auch übertrieben. "Die Rollstuhl-Panik ist heutzutage leider immer noch präsent", schildert Kathrin Betzinger, MS-Schwester und Studien-Nurse, ihre Erfahrungen in einer MS-Schwerpunktpraxis in Bogen/Bayern. Zum Glück ist MS dank moderner Medizin mittlerweile in den meisten Fällen gut zu behandeln. Trotzdem können die Symptome Probleme aufwerfen, die der Betroffene und sein Umfeld gemeinsam meistern müssen.

Offene Gespräche führen


Oft ist es ein Mangel an Kommunikation, der dabei Schwierigkeiten bereitet. So versuchen einige Menschen, MS zu verdrängen und nicht darüber zu reden. Manche Betroffenen lassen sich nur ungern helfen, während Angehörige es gelegentlich mit der Betreuung übertreiben. 

"Offene Worte bringen dann Klarheit und Sicherheit", rät Kathrin Betzinger. Sie rät ihren Patienten deshalb unbedingt dazu, frühzeitig die anstehenden Probleme in der Familie zu besprechen und dabei auch klar zu formulieren, welche Bedürfnisse die einzelnen Familienmitglieder haben. So kann sich ein "Wir-Gefühl" herausbilden, das alle enger zusammenschweißt. 

Für die gemeinsame Krankheitsbewältigung ist neben offenen Worten auch Wissen erforderlich. Zum Beispiel sind die unsichtbaren Symptome der MS wie Erschöpfung, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme vielen Angehörigen unbekannt. Dann fehlt schnell das Verständnis, wenn der Kranke Alltagsaufgaben nicht bewältigt oder wichtige Dinge vergisst. 

Zahlreiche Hintergrundinformationen und hilfreiche Tipps findet man zum Beispiel unter www.ms-persoenlich.de. Sinnvoll ist es auch, seinen Partner oder Vertrauten zu Arztbesuchen mitzunehmen. "Angehörige haben andere Fragen zum Leben mit der MS als die Erkrankten", weiß Betzinger. Werden diese fachkundig beantwortet, wird das Zusammenleben deutlich einfacher.


Tabuthemen nicht ausklammern


Kommunikation und Information sind gerade auch bei den MS-Symptomen wichtig, die vielfach als tabu gelten und darum ausgeklammert werden. Hierzu gehören etwa sexuelle Probleme oder Störungen bei der Harnblasenfunktion. Nur wenn diese beim Arzt und auch beim Partner offen angesprochen werden, ist es möglich, gemeinsam Lösungen zu finden - es lohnt sich also, über seinen Schatten zu springen.


Angehörige als Therapiebegleiter


Partner und Familienmitglieder können Menschen mit Multipler Sklerose nicht nur seelisch und im Alltag unterstützen, sondern auch wichtige Therapiebegleiter sein. So merken sie oft eher als der Betroffene selbst, wenn Symptome sich verschlimmern - etwa die Gangunsicherheit sich verstärkt oder erhöhte Vergesslichkeit auftritt. Durch ihre Hinweise können sie den Erkrankten dann zu einem Arztbesuch motivieren, sodass die Behandlung umgestellt oder intensiviert werden kann. Auch wenn der Betroffene "therapiemüde" wird, können Angehörige durch Erinnern und Ermutigen helfen, den Behandlungserfolg zu sichern. Unter www.ms-persoenlich.de gibt es viele weitere Informationen über den Umgang mit der Krankheit.