Mittwoch, 28. Februar 2024

Kommunikation mit Alzheimer-Erkrankten

Das sollten Sie beachten


Foto: „Nottebrock / Alzheimer Forschung Initiative e.V.“


Demenzerkrankungen wie die Alzheimer-Krankheit beeinträchtigen nicht nur das Gedächtnis, sondern auch andere Fähigkeiten, wie zum Beispiel die Kommunikation.

Das Gegenüber zu verstehen und sich verständlich zu machen wird zunehmend schwieriger, was die tägliche Kommunikation von Betroffenen und Angehörigen stark beeinträchtigen kann. Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. klärt über die Hintergründe von Verständigungsproblemen bei Demenzerkrankungen auf und gibt wertvolle Tipps, wie die Kommunikation mit Betroffenen erleichtert werden kann.

Verständigungsprobleme bei Alzheimer – was steckt dahinter?

Menschen mit Demenzerkrankungen verlieren ihre kognitiven Fähigkeiten, weil im Gehirn Nervenzellen absterben. Dies geschieht in Hirnregionen, die zentrale geistige Funktionen, wie die Sprache oder das Gedächtnis steuern. Zu Beginn der Krankheit ist besonders das Kurzzeitgedächtnis betroffen. Erkrankte haben zunehmend Schwierigkeiten, an Gesprächen teilzunehmen. Sie verlieren den Faden, weil sie sich nicht merken können, worum es im Gespräch ging oder können sich nicht verständlich machen, weil sie Wortfindungsstörungen haben. Außerdem leben sie zunehmend in ihrer eigenen Welt und Wahrnehmung, was den Kontakt zusätzlich erschwert.

7 Praxistipps für die Kommunikation mit Alzheimer-Erkrankten

1. Auf Augenhöhe sprechen

Zunächst ist es wichtig, die Betroffenen als Gesprächspartnerin oder -partner ernst zu nehmen und ihnen mit Respekt zu begegnen. Dazu gehört zum Beispiel, die Person beim Sprechen anzuschauen, sie nicht zu unterbrechen oder Sätze für sie zu beenden. Ein erkrankter Mensch versteht vielleicht nicht mehr genau, was jemand sagt, aber er nimmt wahr, wie jemand etwas sagt.

2. Einfache Sätze verwenden

Menschen mit Alzheimer-Demenz haben zunehmend Schwierigkeiten, längeren Sätzen zu folgen. Daher ist es besser, Sätze kurz zu halten und möglichst auf eine Information zu beschränken, zum Beispiel „Wir essen jetzt zu Mittag“. Verwenden Sie Fragen, die mit „Ja“ oder „Nein“ beantwortet werden können oder Fragen, die nur wenige Antwortmöglichkeiten zulassen. Vermeiden Sie sogenannte W-Fragen (wie, wer, was, warum). Es ist zum Beispiel besser, zu fragen „Möchtest Du Orangensaft oder Apfelsaft?“ statt „Welchen Saft möchtest Du trinken?“. Auf diese Weise können die Betroffenen das Gesagte nicht nur besser verstehen, sondern fühlen sich auch bestärkt, selbst eine Entscheidung getroffen zu haben.

3. Die Wirklichkeit der erkrankten Person akzeptieren

Durch die Verschlechterung des Kurzzeitgedächtnisses und den schleichenden Verlust der zeitlichen Orientierung, leben Menschen mit Alzheimer zunehmend in ihrer eigenen Welt, insbesondere in ihrer eigenen Vergangenheit. Sie verwechseln Zeit und Ort oder behaupten Dinge, die nicht stimmen. Gehen Sie in solchen Situationen Phasen möglichst einfühlsam und geduldig mit den Äußerungen um. Vermeiden Sie Verbesserungen oder Zurechtweisungen, da diese die erkrankte Person noch mehr verunsichern oder verärgern können.

4. Einen Bezug zur Umgebung herstellen

Wenn Sie mit einem erkrankten Menschen sprechen, beziehen Sie sich am besten auf Personen, Dinge und Geräusche in der Umgebung. Ein Satz wie „Wir essen jetzt zu Mittag“ wird besser verstanden, wenn man das Essen schon riechen oder auf dem Tisch stehen sehen kann. Bei Menschen mit nachlassendem Gedächtnis ist auch das „Heute“ ein guter Bezug, zum Beispiel indem man darüber spricht, was man heute macht oder was es heute zum Abendessen gibt.

5. Geduldig sein und Zeit geben

Sprechen Sie langsam und deutlich und wiederholen Sie wichtige Informationen bei Bedarf auch mehrmals. Verwenden Sie dabei immer die gleichen Formulierungen, damit das Gesagte besser verstanden wird und sich möglichst einprägt. Achten Sie darauf, dass Sie zwischendurch Pausen einlegen, um Ihrem Gegenüber die Möglichkeit zu geben, zu antworten. Lassen Sie der erkrankten Person Zeit, das zu sagen, was ihr auf dem Herzen liegt – auch wenn es länger dauert.

6. Nicht nur mit Worten kommunizieren

Verwenden Sie eine klare Körpersprache und eine prägnante Mimik und Gestik, um das Gesagte zu unterstützen und das Verständnis zu erleichtern. Zum Beispiel kann die Frage „Möchtest du einen Kaffee“ mit einer einfachen Trinkgeste unterstützt werden. Wichtig ist auch der Blickkontakt. Er gibt Halt und Sicherheit und ist vor allem im späten Krankheitsstadium neben der Berührung oft der einzige Weg, miteinander in Beziehung zu treten.

7. Immer in Verbindung bleiben

Auch wenn Gespräche immer schwieriger werden, sollten pflegende Angehörige versuchen, möglichst in Verbindung zu bleiben. Schauen Sie sich gemeinsam alte Fotos an, hören Sie die Lieblingsmusik der erkrankten Person oder sitzen Sie bei gutem Wetter einfach zusammen draußen. Selbst wenn die Sprache versagt, können so auch im fortgeschrittenen Stadium noch schöne gemeinsame Momente entstehen.

Weitere Informationen zur Alzheimer-Krankheit

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. trägt. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscherinnen und –forscher stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Dank zahlreicher privater Spender konnten die AFI und ihre Stiftung bisher insgesamt 390 Forschungsaktivitäten mit über 16,2 Millionen Euro unterstützen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.

Montag, 29. Januar 2024

VdK: E-Rezept sorgt für Probleme

Besonders ältere Menschen verstehen Verfahren bei App-Anmeldung nicht

Verena Bentele
 © VdK / Marlene Gawrisch

Seit Jahresbeginn gibt es in allen Arztpraxen das E-Rezept. Doch viele VdK-Mitglieder wenden sich vermehrt mit Fragen und Schwierigkeiten an den Sozialverband. Dazu sagt VdK-Präsidentin Verena Bentele:

Vier Wochen nach der verpflichtenden Einführung des E-Rezepts berichten dem VdK viele Mitglieder von Problemen. Besonders ältere Menschen verstehen die komplexe Anmeldung in der App nicht und scheitern daher an der Authentifizierung. Andere beschweren sich über Praxen, die sich weigern, das E-Rezept auszudrucken, obwohl sie dazu verpflichtet sind. Andere Patientinnen und Patienten haben das Gefühl, übergangen zu werden. Sie können durch das E-Rezept nicht mehr einsehen, was ihnen verschrieben worden ist.

Grundsätzlich unterstützt der VdK das E-Rezept, da so die Sicherheit der Patientinnen und Patienten in der Arzneimittelversorgung erhöht werden kann: Zum einen werden unklare Verschreibungen nahezu unmöglich. Zum anderen haben Apothekerinnen und Apotheker einen besseren Überblick über die verschriebenen Medikamente und können so Wechselwirkungen ermitteln.

Die Nutzung des E-Rezepts darf aber für niemanden zur Belastung werden. Technische Probleme beim Abruf des E-Rezepts müssen die Betreiber schnellstmöglich beheben. Sie dürfen nicht dazu führen, dass Patientinnen und Patienten länger auf ihre Arzneimittel warten müssen. 

Der Sozialverband  VdK ermahnt außerdem Praxen und Apotheken, alle Wege der Rezeptausstellung und -einlösung anzubieten: elektronisch auf der Gesundheitskarte, in der App und als Ausdruck. Gerade im Gesundheitssystem müssen bei Neuerungen alle Menschen mitgenommen werden. Der VdK erwartet daher bei allen Digitalisierungsschritten, die jetzt und in Zukunft anstehen, dass Barrierefreiheit mitgedacht wird – so zum Beispiel auch bei der elektronischen Patientenakte, die 2025 kommen soll.

Donnerstag, 30. November 2023

Damit ein Rollator hilft und nicht schadet

Tipps zum richtigen Umgang


Link zum kostenlosen Ratgeber vom
Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP)


Weitestgehend mobil und selbstständig zu sein, ist vielen Menschen wichtig, auch wenn sie körperlich eingeschränkt sind. Fällt das Gehen schwer, kann hierbei ein Rollator helfen. Zu Fuß in Bewegung zu bleiben, ist zudem eine Form von Alltagstraining und kann zur Vorbeugung gesundheitlicher Probleme beitragen. Hierbei ist allerdings die richtige Handhabung entscheidend. Ansonsten besteht ein erhöhtes Sturzrisiko. Bei unnötiger Verwendung kann die Gehfähigkeit abnehmen. Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat daher gemeinsam mit der Klinik für Geriatrische Rehabilitation des Robert-Bosch-Krankenhauses Stuttgart den Ratgeber „Rollator – Tipps zum sicheren Umgang“ entwickelt.

Der Ratgeber informiert beispielweise, in welchen Fällen ein Rollator nützlich sein kann und was bei der Auswahl von Modell sowie Zubehör wichtig ist. Darüber hinaus bietet er Hinweise, wie der sichere Umgang im Alltag gelingen kann: Welche Körperhaltung ist richtig? Was ist beim Hinsetzen und Aufstehen zu beachten? Wie können Hindernisse überwunden werden, zum Beispiel eine Bordsteinkante?

Daniela Sulmann, Pflegeexpertin und Geschäftsleiterin im ZQP erklärt: „Für einen sicheren Umgang mit einem Rollator sind verschiedene Aspekte wichtig. Dazu gehören die Auswahl des individuell passenden Modells und die richtige Einstellung von Griffhöhe und Bremsen.“ Wichtig sei zudem, beim Kauf eine Einführung in dessen Handhabung sowie Pflege zu erhalten, so Sulmann.

Vor dem Einsatz des Rollators wird ein professionelles Training empfohlen, um Techniken im Umgang damit zu erlernen und die Fortbewegung zu üben. „Ratsam für einen sicheren, hilfreichen Umgang sind professionelle Anleitung und Übung im eigenen Wohnumfeld, draußen wie drinnen“, sagt Sulmann. Solche Angebote gibt es zum Beispiel in Kliniken, bei der Physiotherapie oder der Deutschen Verkehrswacht.

Wer mit dem Rollator unterwegs ist, sollte immer feste Schuhe tragen, genügend Zeit für den Weg einplanen und möglichst ebene, gut befahrbare und beleuchtete Wege nutzen. Außerdem, so Sulmann, gibt es einiges beim Fahren mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu beachten. „Beim Einsteigen in einen Bus, während der Fahrt und beim Aussteigen sind erhöhte Aufmerksamkeit und die richtige Technik im Umgang mit dem Rollator sehr wichtig, um Stürze zu vermeiden“, erklärt Sulmann. Auch hierzu gibt der Ratgeber konkrete Tipps.

In der Wohnung können Hindernisse wie Teppiche oder Möbel den Gebrauch eines Rollators erschweren. Daher sollte der Wohnraum möglichst Rollator-freundlich gestaltet werden. Das kann zum Beispiel bedeuten, Teppichkanten festzukleben oder Möbel umzustellen. Sulmann empfiehlt, zur Wohnraumpassung professionelle Beratung in Anspruch zu nehmen. Pflegebedürftige Menschen erhalten diese kostenfrei bei einigen Beratungsstellen zum Thema Pflege – zum Beispiel bei Pflegestützpunkten.

So hilfreich ein Rollator oft ist, er sollte nur von Menschen eingesetzt werden, die ihn wirklich brauchen. Denn eine längerfristige unnötige Verwendung kann zur Verringerung der Gehfähigkeit oder zu Gleichgewichtsstörungen beitragen. Vor der Entscheidung für oder gegen einen Rollator sollte man daher professionellen Rat einholen – etwa beim Hausarzt, Orthopäden oder bei der Physiotherapie.

Ein Rollator gehört als fahrbare Gehhilfe zu den anerkannten Hilfsmitteln. Wenn der Rollator ärztlich verordnet wurde, werden die Kosten für ein einfaches Modell von den Krankenkassen weitestgehend erstattet.

Der ZQP-Ratgeber ist wie alle Angebote des ZQP kostenlos zugänglich und werbefrei. Die Printausgabe kann auf www.zqp.de bestellt und als PDF-Datei heruntergeladen werden.