Mittwoch, 14. Dezember 2022

Weihnachten feiern mit Alzheimer-Patientinnen und -Patienten

Erinnerungen schenken




Weihnachten ist für viele das Fest der Familie. Ist ein Angehöriger oder eine Angehörige an Alzheimer erkrankt, kann das die Familie an den Feiertagen vor besondere Herausforderungen stellen. Einerseits wünscht man sich ein Weihnachten „wie immer“. Andererseits ist da ein kranker Mensch mit seinen ganz eigenen Bedürfnissen. Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) bietet Tipps und Anregungen für die Feiertage.

Die stimmungsvolle Advents- und Weihnachtszeit bietet viele Gelegenheiten, schöne gemeinsame Stunden zu verbringen. Menschen mit Alzheimer erinnern sich zwar immer weniger an aktuelle Erlebnisse und Begegnungen, aber alte Erinnerungen sind oft noch lange lebendig. Deshalb kommt gut an, was alte, positive Erinnerungen aufleben lässt, zum Beispiel Lieder singen, Musik hören, ein Fotoalbum anschauen oder gemeinsam von früher zu erzählen. Wer zum Fest etwas schenken möchte, punktet mit Musik-CDs, Bildbänden von früheren Wohn- oder Urlaubsorten oder schönen Familienfotos. Schöne Momente bieten sich oft auch in der Vorweihnachtszeit, zum Beispiel beim Plätzchen backen oder dekorieren. Beziehen Sie Ihren Angehörigen dabei so gut ein, wie es geht. Das Gefühl, etwas Sinnvolles beitragen zu können, tut vielen Menschen mit Alzheimer gut, sie fühlen sich geliebt und wertgeschätzt.

Das Weihnachtsfest im Voraus planen

Pflegende Angehörige sind die Expert*innen, wenn es um den Patienten oder die Patientin geht. Was an Weihnachten geht oder nicht, hängt von verschiedensten Faktoren ab, zum Beispiel wie fit jemand noch ist oder wie gut er oder sie mit veränderten Routinen klarkommt. Hilfreich ist daher immer, im Vorfeld den groben Rahmen zu überlegen: Wo möchte man feiern und wie lange? Wie wird der ungefähre Ablauf und was muss vorbereitet werden?

Wichtig ist bei allen Planungen, die Bedürfnisse des oder der Erkrankten im Blick zu behalten und niemanden zu überfordern. Wenn ein großes Abendessen an Heiligabend zu viel ist, planen Sie nachmittags lieber ein Kaffeetrinken in kleiner Runde. Vermeiden sollten Sie Dinge, die den Patienten oder die Patientin irritieren oder verunsichern können. Das können unbekannte Gesichter und Stimmen sein, ein zu üppiges Essen oder auch zu viel blinkende Deko. Schaffen Sie gegebenenfalls einen Rückzugsort, wenn es zu viel wird. Auch ein Spaziergang kann eine willkommene Auszeit sein.

Vertrautes und Routinen erleichtern die Festtage

An den Feiertagen selbst setzen Sie am besten auf Vertrautes, wie eine Feier zuhause oder in einem gut bekannten Restaurant. Lebt Ihr Angehöriger oder Ihre Angehörige in einem Altenheim, verbringen Sie am besten dort ein paar schöne Stunden. Von Fahrten ins „alte Zuhause“ raten wir ab, selbst wenn sie nur kurz sind. Der Grund: Menschen mit Demenz können bei solchen Ausflügen schlichtweg vergessen, dass sie in einem Heim wohnen. Entsprechend verstehen sie nicht, wenn man sie aus dem vertrauten Zuhause plötzlich „zurückbringen“ möchte.

Neben der gewohnten Umgebung ebenfalls wichtig für Alzheimer-Patientinnen und Patienten: Routinen. Wiederkehrende Abläufe wie Duschen, Anziehen oder Mahlzeiten geben Orientierung und Halt im Tagesablauf. Sorgen Sie daher auch an den Feiertagen dafür, dass gewohnte Routinen erhalten bleiben und helfen Sie so Ihrem oder Ihrer Angehörigen, sich sicher zu fühlen.

Die Situation gelassen akzeptieren

Ansonsten gilt, Weihnachten entspannt anzugehen und das Beste aus der Situation zu machen. Mit Alzheimer gleicht kein Tag dem anderen und es werden Situationen eintreten, die niemand erwartet hat. Wichtig ist, die guten Momente bewusst zu genießen, in denen Ihr Angehöriger oder Ihre Angehörige präsent ist und Sie zusammen eine schöne Zeit haben.

Weitere Informationen zur Alzheimer-Krankheit

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. trägt. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher*innen und stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Bis heute konnte die AFI 360 Forschungsaktivitäten mit über 14,5 Millionen Euro finanzieren und rund 900.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.

Donnerstag, 8. Dezember 2022

VdK: „Erstes Ampel-Jahr war ein verlorenes Jahr für die häusliche Pflege

Beim Pflegegeld fehlen den Betroffenen bis zu 160 Euro im Monat

Verena Bentele
 © VdK / Marlene Gawrisch

Heute ist die Ampelkoalition genau seit einem Jahr im Amt. Doch zahlreiche Vorhaben und Versprechungen aus dem Koalitionsvertrag sind bislang nicht umgesetzt worden. Vor allem für die Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen sieht die Bilanz sehr schlecht aus. VdK-Präsidentin Verena Bentele erklärte dazu:

„Das erste Jahr Ampelkoalition war für die häusliche Pflege ein verlorenes Jahr. Es ist nichts passiert, was die Pflegebedürftigen und pflegenden Angehörigen entlastet hätte – ganz im Gegenteil. Der Koalitionsvertrag hat ein flexibles Entlastungsbudget, eine Lohnersatzleistung und die Dynamisierung des Pflegegeldes versprochen. Nichts davon wurde umgesetzt.

Wir sehen, dass die Regierung aktuell große Herausforderungen bewältigt, jedoch dürfen diese Anstrengungen nicht andere, wichtige Vorhaben blockieren. Dass die Ampel noch keine konkreten Pläne für 2022 angekündigte regelmäßige Erhöhung des Pflegegeldes vorgelegt hat, ist schlimm für die Betroffenen. Ihnen fehlen beim Pflegegeld bis zu 160 Euro im Monat. Gleichzeitig sind die Preise für ambulante Pflegeleistungen massiv gestiegen. Wer zuhause pflegt oder gepflegt wird, kann sich immer weniger Unterstützung und Entlastung leisten. Die Menschen müssen noch tiefer in die eigene Tasche greifen und obendrauf kommen die allgemeinen Preissteigerungen durch die hohe Inflation und die Energiekrise. Auch das kommende Jahr sieht schlecht aus: Wir rechnen damit, dass alle professionell erbrachten Pflegeleistungen teurer werden, da zum 1. Mai und zum 1. Dezember 2023 der Pflegemindestlohn weiter angehoben wird.

Jetzt muss die Ampelkoalition dringend liefern. Sie darf die mehr als 3,9 Millionen Menschen, die zu Hause gepflegt werden, und deren Angehörige nicht weiter ignorieren und im Stich lassen. Es muss eine finanzielle Absicherung für pflegende Angehörige geschaffen werden. Der Sozialverband VdK fordert einen Pflegelohn. Dieser würde das Armutsrisiko für die Betroffenen deutlich reduzieren. Gegen die ausgebliebene Pflegegelderhöhung und gegen die nur schlecht nutzbaren Entlastungsleistungen laufen bereits Klageverfahren des VdK.

Außerdem fordern wir, dass nicht nur Pflegeheime bei den Energiekosten entlastet werden, dies muss auch für die Pflege zu Hause geschehen. Gerade diejenigen, die wenig oder gar nicht mobil sind und sich nur drinnen aufhalten, benötigen Wärme.“

Samstag, 3. Dezember 2022

AOK-Pflegenavigator macht Unterschiede in der Qualität stationärer Einrichtungen sichtbar

Ergebnisse der Prüfungen nach neuem Bewertungssystem können gefiltert und verglichen werden

Hier geht es zum AOK-Pflegenavigator

Für Pflegeheime gilt seit Ende 2019 ein neues System der Qualitätsprüfung. Von den Ergebnissen der externen Prüfungen des Medizinischen Dienstes (MD) in den Einrichtungen der Langzeitpflege sind bisher rund 95 Prozent in den AOK-Pflegenavigator eingeflossen. Wer sich informieren möchte, wie ein Pflegeheim bewertet wurde und wie sich die Ergebnisse im Vergleich zu anderen Einrichtungen darstellen, kann sich einen Überblick verschaffen. Seit März 2022 wurde das Portal um eine weitere Säule des neuen Qualitäts- und Prüfsystems ergänzt. Auch die internen Qualitätsangaben der Pflegeheime, die seit Anfang 2022 verpflichtend erhoben und gemeldet werden müssen, sind im AOK-Pflegenavigator abrufbar. Darüber hinaus können auch die finanziellen Eigenanteile verglichen werden, die in den einzelnen Pflegeheimen zu zahlen sind.

„Wenn der Einzug in eine stationäre Pflegeeinrichtung ansteht, ist das für Pflegebedürftige und ihre Angehörige eine große Belastung und immense Herausforderung. Dazu zählt auch die schwere Entscheidung, wo und wie ein Mensch gepflegt werden soll“, so die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Dr. Carola Reimann. Hier biete der AOK-Pflegenavigator Hilfe und Orientierung.

Wegen der Corona-Pandemie musste der MD Qualitätsprüfungen in stationären Pflegeinrichtungen lange Zeit aussetzen. Erst seit einigen Monaten sind die Prüfungen wieder angelaufen. Neu ist, dass Pflegeheime nicht mehr mit Schulnoten, sondern nach einem neuen System bewertet werden. Im Fokus steht dabei die individuelle Versorgungssituation der Pflegebedürftigen. Es werden insgesamt 24 Qualitätsaspekte betrachtet – von der Körperpflege über die Medikation bis zur Wundversorgung. Die Prüfer machen sich vor Ort ein Bild vom Zustand der Bewohnenden. In jeder Einrichtung wird anhand einer Stichprobe von neun Bewohnerinnen und Bewohnern untersucht, wie die Versorgungsqualität bei jedem Einzelnen aussieht.

Suche durch Filterfunktionen erleichtert

Im neuen System wird keine Endnote oder Gesamtbewertung mehr gebildet. „Die Nutzer des Pflegenavigators erhalten viele Detailinformationen. Dabei ist es möglich, die persönliche Bewertung der Einrichtungen durch Filterfunktionen zu erleichtern“, erläutert Reimann. So können Nutzer die Ergebnisse zum Beispiel gezielt nach bestimmten Aspekten filtern, die ihnen wichtig sind, und diese auch gezielt mit anderen Einrichtungen vergleichen. Die Ergebnisse in den einzelnen Kategorien lassen sich mit dem AOK-Pflegenavigator zusätzlich nach individuellen Präferenzen und Anforderungen filtern.

Qualitätsunterschiede sichtbar gemacht

„Dass die Qualität der Pflege stimmt, ist der wichtigste Indikator für Pflegebedürftige und ihre Angehörige. Darauf müssen sie sich verlassen können“, so Reimann. Der AOK-Pflegenavigator macht Unterschiede in der Qualität sichtbar und bietet darüber hinaus weitere wichtige Informationen zu den verschiedenen Versorgungsformen: ambulante Pflegedienste, vollstationäre oder Tages- und Nachtpflege, Kurzzeit- oder auch Langzeitpflege.

Neben den Ergebnissen aus den externen Qualitätsprüfungen des Medizinischen Dienstes fließen seit März auch interne Qualitätsangaben der Einrichtungen in den AOK-Pflegenavigator ein. Sie beruhen auf insgesamt zehn Qualitätsindikatoren, die von den Pflegeeinrichtungen selbst erhoben und gemeldet werden. Hier wird dokumentiert, ob die Einrichtung es schafft, die Selbstständigkeit ihrer Bewohner zu erhalten und zu fördern, sie vor gesundheitlichen Belastungen oder Schäden zu schützen oder sie in spezifischen Bedarfslagen zu unterstützen. Der MD hat die Aufgabe, die Plausibilität der gemeldeten Daten zu prüfen.

Eigenanteile werden angezeigt

Darüber hinaus gibt es im Pflegenavigator Informationen zu den Preisen der Pflegeleistungen und zu den Kosten, die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen selbst zu tragen haben. Es wird angezeigt, wie hoch der Eigenanteil im jeweiligen Pflegeheim ist.

Die Eigenanteile sind im Zuge der tariflichen Bezahlung der Pflegekräfte seit dem 1. September 2022 deutlich gestiegen. Inklusive der Kosten für Unterkunft und Verpflegung und der sogenannten Investitionskostenzuschläge mussten die Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen nach einer aktuellen Auswertung der AOK durchschnittlich 2.009 Euro pro Monat selbst bezahlen. Eine Entlastung von den pflegebedingten Kosten gibt es allerdings durch Anfang 2022 eingeführte Zuschläge. Ihre Höhe richtet sich danach, wie lange eine pflegebedürftige Person im Pflegeheim wohnt. Im Pflegenavigator werden die Auswirkungen der neuen Zuschläge auf den Eigenanteil des jeweiligen Heimes nach der Eingabe der Wohndauer im Detail angezeigt. 

Auszeichnung mit Gesundheits-Award

Der AOK-Pflegenavigator ist jüngst mit dem „Deutschen Gesundheits-Award 2022“ ausgezeichnet worden, der vom Deutschen Institut für Service-Qualität und dem Nachrichtensender n-tv ausgelobt wird. Grundlage der Auszeichnung bildete eine Befragung von mehr als 30.000 Verbraucherinnen und Verbrauchern zu verschiedenen Einzelaspekten wie Qualität, Nutzen und Zuverlässigkeit der jeweiligen Angebote.