Mittwoch, 14. August 2024

Hitzewelle schadet auch Medikamenten

Wenn es Zäpfchen und Pillen zu heiß wird




Sehr hohe sommerliche Temperaturen sorgen nicht nur für körperliche Einschränkungen wie Kreislaufschwäche oder Abgeschlagenheit. Hohe Temperaturen können auch Arzneimittel beeinträchtigen oder ihre Wirkung im Körper verändern. Deshalb rät der Landesapothekerverband Baden-Württemberg (LAV), auch Salben, Pillen oder Zäpfchen vor zu hohen Temperaturen zu schützen. Friederike Habighorst-Klemm, Patientenbeauftragte und Vorstandsmitglied des LAV erklärt zusätzlich, dass Hitzewellen die Wirksamkeit von Medikamenten im Körper verändern können.

Wer mit Medikamenten unterwegs ist, für den gilt: Arzneimittel sollten im Auto, im Zug oder im Ferienflieger so transportiert werden, dass sie vor direkter Sonneneinstrahlung und großer Hitze (oder Kälte) geschützt werden. Sie können sonst in ihrer Wirksamkeit eingeschränkt oder gar unbrauchbar werden. „Was genau auf Ihre Medikamente zutrifft, können Sie ganz genau im Beipackzettel oder auf der Medikamentenschachtel nachlesen“ so Friederike Habighorst-Klemm. Beim Transport im Auto sollten Arzneimittel nicht auf der Hutablage oder dem Armaturenbrett liegen. „Das sind die heißesten Stellen im PKW. Legen Sie Medikamente besser unter den Vordersitz oder unter das Gepäck im Kofferraum. Im Flieger nehmen Sie die Medikamente im Handgepäck bitte in die Kabine. Im Frachtraum wird es während des Fluges zu kalt“, rät die Apothekerin.

Auch Laien können erkennen, wenn Arzneimittel zu großer Hitze ausgesetzt waren: Zäpfchen schmelzen bei solchen Temperaturen komplett und auch medizinische Salben oder Cremes können sich bei zu großer Hitze in ihre einzelnen Bestandteile trennen. Hier gilt der pharmazeutische Grundsatz, dass geschmolzene Medikamente nicht wieder verwendet werden sollen – auch wenn sie später wieder fest werden. Zur Vorsicht rät die Apothekerin auch bei Asthmasprays und hohen Temperaturen: „Wenn der Sprühbehälter überhitzt war, ist nicht mehr sicher, ob bei der Benutzung dann noch die korrekte Menge an Wirkstoff abgegeben wird.“

Arzneimittel reagieren aber auch im Körper anders, wenn die Temperaturen sehr hoch sind. Ein weit verbreitetes Beispiel sind Blutdrucksenker. Diese wirken durch Hitze stärker, da sich die Blutgefäße zusätzlich zur Arzneimittelwirkung erweitern und der Blutdruck stark abfallen kann. Auch Diuretika, also entwässernde Medikamente, sind zu nennen. „Die Betroffenen verlieren durch die Einnahme ohnehin mehr Wasser- und Elektrolyte. Schwitzt man dann noch stark, weil es sehr heiß ist, wird dieser Wasser- und Elektrolytmangel weiter verstärkt. Dann kann es zu Nierenproblemen, einer Austrocknung des Körpers und im schlimmsten Fall sogar zu Herz-Rhythmus-Störungen kommen“, warnt Habighorst-Klemm.

Besonders dramatisch können die Folgen bei Betroffenen sein, die „Schmerzpflaster“ gegen sehr starke Schmerzen nutzen müssen. Diese Pflaster geben ihre Wirkstoffe – in der Regel Opiate wie beispielsweise Fentanyl oder Buprenorphin – über die Haut ab und wirken im gesamten Körper. Bei heißem Wetter kann es bei Schmerzpflastern zu teilweise gefährlichen Überdosierungen kommen, weiß die Patientenbeauftragte: „Durch eine erhöhte Hauttemperatur und die erweiterten Gefäße werden die schmerzstillenden Wirkstoffe viel schneller durch die Haut hindurch ins Blut aufgenommen. Wenn Patienten merken, dass sie schläfrig werden, sich benommen und verwirrt fühlen, sollten Sie das Schmerzpflaster sofort entfernen und Kontakt mit dem Arzt oder der Apotheke aufnehmen.“

Donnerstag, 20. Juni 2024

Pflege auf Distanz: So sorgen Sie für ältere Angehörige

Nicht alle können vor Ort für Pflegebedürftige in der Familie sorgen


www.premium-seniorenservice.de

Die Eltern brauchen Pflege - doch die Kinder wohnen meilenweit entfernt? Das ist ein Problem, das immer mehr zunehmen wird: Ob Beruf, Liebe oder schlicht Fernweh - es gibt viele Gründe, weshalb es nicht nur junge Menschen in andere Regionen und Länder zieht. Doch wie kann Pflege auf Distanz gelingen? Dieser Frage geht das Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber" in der aktuellen Ausgabe nach.

Ein gutes Netzwerk vor Ort entlastet

Zunächst können die Betroffenen sich selbst helfen und ein gutes Netzwerk vor Ort unterhalten. Das sorgt dafür, die Belastung auf mehrere Schultern zu verteilen. Per Telefon oder digitale Kanäle lassen sich auch Hilfen wie Pflegedienst, Essen auf Rädern oder Haushaltshilfe beauftragen - vom Pflegebedürftigen selbst oder von Angehörigen aus der Ferne. Für letztere bietet sich auch eine Video-Pflegeberatung an, um die Distanz zu überbrücken: Die Beraterin oder der Berater kann beim Pflegebedürftigen im Wohnzimmer sitzen - und die Angehörigen zuschalten.

Auszeit für Pflegende wird von der Kasse bezahlt

Schwieriger ist es mit der Fürsorge aus der Ferne, wenn es sich statt körperlicher Gebrechlichkeit oder Gehbehinderung um geistigen Abbau handelt. Bei Demenz, bei der die oder der Betroffene rund um die Uhr ein wachsames Auge braucht, reicht auch ein engmaschiges Hilfenetz nicht mehr. Häufig ist für Angehörige dann sinnvoll, eine Auszeit zu nehmen, um die Pflege zu regeln. Kurzfristig stehen zehn freie Tage zu. Dafür zahlt die Kasse 90 Prozent des ausgefallenen Nettogehalts.

Quelle: Das Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber". Ausgabe 6/2024 liegt aktuell in den meisten Apotheken aus.

Mittwoch, 12. Juni 2024

Wodurch unterscheiden sich normale altersbedingte Veränderungen von Alzheimer-Symptomen?

Ist es Alzheimer? Zehn Anzeichen auf die Sie achten sollten


Viele Menschen haben Angst, an Alzheimer zu erkranken. Aber wodurch unterscheiden sich normale altersbedingte Veränderungen von Alzheimer-Symptomen? Muss man sich schon Sorgen machen, wenn man einmal den Autoschlüssel verlegt oder den Namen eines oder einer Bekannten vergisst? 

Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) stellt zehn Symptome vor, die Anzeichen für eine Erkrankung sein können.

Die Broschüre „Was ist Alzheimer?“ bietet einen kompakten Überblick über die Alzheimer-Krankheit. „Was ist Alzheimer?“ kann kostenfrei bestellt werden bei der Alzheimer Forschung Initiative e.V., Kreuzstr. 34, 40210 Düsseldorf; Telefonnummer 0211 - 86 20 66 0;

Website: www.alzheimer-forschung.de/alz

 

1. Gedächtnislücken

Ein Anzeichen sind Beeinträchtigungen des Kurzzeitgedächtnisses, die sich auf den Alltag auswirken. Diese Form der Vergesslichkeit äußert sich zum Beispiel darin, dass wichtige Termine vergessen werden, der Herd nicht ausschaltet wird oder der Alltag nur noch mit Merkzetteln organisiert werden kann.

Normale altersbedingte Veränderung: Namen oder Termine werden kurzfristig vergessen, später aber wieder erinnert.

2.    Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen

Den Betroffenen fällt es schwer, sich über einen längeren Zeitraum zu konzentrieren oder etwas vorausschauend zu planen und umzusetzen. Sie brauchen für vieles mehr Zeit als zuvor. Probleme tauchen beispielsweise beim Kochen oder Backen nach bekannten Rezepten, beim Umgang mit Zahlen oder beim Bezahlen von Rechnungen auf.

Normale altersbedingte Veränderung: Zerstreutheit, wenn viele Dinge gleichzeitig zu tun sind.

3.    Probleme mit gewohnten Tätigkeiten

Alltägliche Handlungen werden plötzlich als große Herausforderung empfunden. Routineaufgaben am Arbeitsplatz werden zum Problem oder die Regeln eines altbekannten Spiels werden vergessen.

Normale altersbedingte Veränderung: Gelegentlicher Hilfebedarf bei der Bewältigung anspruchsvoller Alltagsanforderungen, zum Beispiel beim Programmieren des Fernsehers.

4.    Räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme

Oft können Orte oder Zeitabstände nicht mehr eingeordnet werden. Betroffene vergessen zum Beispiel das Jahr und die Jahreszeit, können die Uhr nicht mehr lesen oder wissen in ihrer Straße nicht mehr, wo sie sind und wie sie nach Hause kommen.

Normale altersbedingte Veränderung: Ab und zu den Wochentag verwechseln und sich später daran erinnern.

5.    Wahrnehmungsstörungen

Viele Betroffene habe große Mühe, Bilder zu erkennen und räumliche Dimensionen zu erfassen. Schwächen zeigen sich beispielsweise beim Erkennen von Farben und Kontrasten, Lesen oder Wiedererkennen von vertrauten Gesichtern.

Normale altersbedingte Veränderung: Verändertes oder verringertes Sehvermögen, zum Beispiel aufgrund von Linsentrübung.

6.    Neue Sprachschwäche

Vielen Erkrankten fällt es schwer, einer Unterhaltung zu folgen und aktiv an einem Gespräch teilzunehmen. Sie verlieren den Faden, benutzen unpassende Füllwörter oder haben Wortfindungsprobleme. Auch häufige Wiederholungen können ein Anzeichen sein.

Normale altersbedingte Veränderung: Ab und zu nicht das richtige Wort finden.

7.    Verlegen von Gegenständen

Menschen, die an Alzheimer erkrankt sind, lassen oft Dinge liegen oder legen sie an ungewöhnliche Orte. Sie vergessen nicht nur, wo die Sachen sind, sondern auch, wozu sie gut sind. So werden beispielsweise die Schuhe in den Kühlschrank oder die Autoschlüssel in den Briefkasten gelegt.

Normale altersbedingte Veränderung: Dinge werden hin und wieder verlegt und dann wiedergefunden.

8.    Eingeschränktes Urteilsvermögen

Oft verändert sich die Urteils- und Entscheidungsfähigkeit, zum Beispiel bei der Kleiderwahl (Winterstiefel im Sommer), beim Umgang mit Geld oder bei der Körperpflege.

Normale altersbedingte Veränderung: Unüberlegte oder falsche Entscheidungen.

9.    Verlust von Eigeninitiative und Rückzug aus dem sozialen Leben

Viele Betroffene verlieren zunehmend ihre Eigeninitiative und gehen ihren Hobbies, sozialen oder sportlichen Aktivitäten immer weniger nach. Sie bemerken Veränderungen an sich, die sie verunsichern und ziehen sich zurück.

Normale altersbedingte Veränderung: Sich manchmal beansprucht fühlen durch Anforderungen bei der Arbeit, in der Familie oder durch soziale Verpflichtungen.

10.    Persönlichkeitsveränderungen

Starke Stimmungsschwankungen ohne erkennbaren Grund können Folge einer Alzheimer-Erkrankung sein. Auch ausgeprägte Persönlichkeitsveränderungen treten auf, zum Beispiel starkes Unbehagen in fremden Räumen, plötzliches Misstrauen, aggressives Verhalten oder Gefühle von Ohnmacht, Traurigkeit und Rastlosigkeit.

Normale altersbedingte Veränderung: Irritation, wenn geregelte Alltagsabläufe geändert oder unterbrochen werden.

Wenn eines dieser Anzeichen wiederholt auftritt, sollte unbedingt ein Arzt oder eine Ärztin aufgesucht werden. Es ist wichtig, früh und professionell abzuklären, was der Auslöser der Vergesslichkeit ist, um mögliche Ursachen zu behandeln. Im Falle einer Alzheimer-Erkrankung sollte möglichst frühzeitig mit einer Therapie begonnen werden. Medikamente, die den Verlauf verzögern können, wirken am besten zu Beginn der Krankheit.

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. trägt. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscherinnen und –forscher stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Bis heute konnte die AFI 390 Forschungsaktivitäten mit über 16,2 Millionen Euro unterstützen und über 925.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.