Montag, 21. September 2015

Krankenkasse spart auf Kosten der Pflegebedürftigen

Verzweifelte Versicherte und Angehörige - trotz Rechtsanspruch wird verordnete Krankenpflege grundlos abgelehnt


Foto: Thorben Wengert  / pixelio.de

Bereits in den letzten Wochen war die Krankenkasse DAK-Gesundheit bundesweit durch pauschale Ablehnungen von ärztlich verordneter häuslicher Krankenpflege für ihre Versicherten über einen unzulässigen Fragebogen in die Schlagzeilen geraten. Der Fragebogen musste zurückgezogen werden, jetzt wird pauschal und ohne Grund die verordnete Leistung abgelehnt. Den Versicherten, nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern, wird beispielsweise die Spritze oder die Wundversorgung pauschal verweigert, auch wenn sie seit Jahren auf die Leistungen angewiesen sind und diese bisher bewilligt wurden. „Verzweifelte Versicherte und Angehörige berichten den Pflegediensten derzeit landesweit, dass die DAK insbesondere ihren Pflegebedürftigen Leistungen streicht, für die sie zum Teil jahrelang die Kosten übernommen hat. Und das, obwohl die Menschen auf diese Leistungen angewiesen sind und die Maßnahmen durch die behandelnden Hausärzte verordnet wurden“, berichtet die stellvertretende Landesvorsitzende des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa) Ulrike Kohlhagen.

Die pauschale Verweigerung der Leistungen sei für die Pflegebedürftigen und deren Angehörige ein riesiges Problem. Zudem werden selbst die genehmigten Leistungen nicht bezahlt und auch Pflegedienste Opfer der Sparpolitik. „Ärzte und Pflegedienste lassen ihre Patienten mit diesem Problem jedoch nicht allein, sie unterstützen die hilfebedürftigen Menschen und erbringen auch die Leistungen, die von der DAK mit rechtlich nicht haltbaren Begründungen abgelehnt wurden im Rechtsschutzverfahren der Versicherten weiter. Die Folgen für die Pflegedienste: Außenstände, die sich aufsummieren zu mehreren tausend Euro“, erläutert Kohlhagen. Dies könne vor allem für kleinere Dienste ein großes Problem werden, wenn sich die DAK trotz erneuter Begründungen für die verordneten Behandlungspflegeleistungen stur stelle.

Viele ältere Betroffene sind zum Einlegen von Widerspruch nicht in der Lage


Nachdem die DAK kürzlich einen umstrittenen Fragebogen zurücknehmen musste, mit dem sie Pflegebedürftige dazu bringen wollte, Pflegeleistungen durch Angehörige übernehmen zu lassen und auf die professionellen Pflegedienste zu verzichten, sei dies nun ein weiterer Versuch, auf Kosten der Pflegebedürftigen zu sparen, vermutet der bpa. „Wenn solche ‚Behandlungspflegerischen Leistungen‘ vom Arzt verordnet werden, dann sind die Menschen auch auf die professionelle Versorgung durch Fachkräfte angewiesen. Das weiß auch die Kasse“, kritisiert  Kohlhagen. Schließlich sei auch immer wieder zu erleben, dass die Kasse nach einem Widerspruch der Betroffenen die Kosten doch übernehmen müsse. „Zum Einlegen von Widerspruch sind viele ältere Betroffene aber nicht so ohne weiteres in der Lage.“

Der bpa fordert die DAK auf Landesebene auf, die rechtlich unzulässige Praxis der flächendeckenden pauschalen Ablehnung von notwendiger häuslicher Behandlungspflege umgehend einzustellen.

Sonntag, 20. September 2015

Studienteilnehmer gesucht: Hilft Tango bei Parkinson

Wissenschaftliche Studie will Tango und Tai-Chi von Oktober bis Dezember in Dortmund vergleichen


Prof. Dr. med. Arndt Büssing
Foto:Private Universität Witten/Herdecke (UW/H)


Die Universität Witten/Herdecke und das Aktivzentrum Dortmund e.V. wollen im Rahmen einer kontrollierten Studie die Wirksamkeit von Tango Argentino bzw. Tai-Chi auf die Lebensqualität, das Gleichgewicht und die Beweglichkeit von Menschen mit Morbus Parkinson untersuchen. Dazu suchen sie Studienteilnehmer, die ab 21. bzw. 25. Oktober 2015 mittwochs oder sonntags bereit sind, an einem 10-wöchigen Kurs regelmäßig teilzunehmen. „Wir wissen aus bisherigen Studien, dass beide Angebote die Beweglichkeit verbessern“, erklärt Studienleiter Prof. Dr. med. Arndt Büssing den Ansatz. „Wir wollen nun herausfinden, welchen Beitrag die gemeinsam mit dem Partner ausgeführten Bewegungen haben – oder ob es alleine die langsam und bewusst geführten (meditativen) Bewegungen sind, welche die Lebensqualität verbessern können.“ 

Was müssen Interessenten tun?



Um die beiden Angebote miteinander in ihrer Wirksamkeit vergleichen zu können, müssen die zukünftigen Teilnehmer an zehn Terminen regelmäßig teilnehmen und dabei auch Fragebögen ausfüllen sowie mit Video-Aufnahmen für die anonym ausgewerteten Bewegungsanalysen einverstanden sein. Da beide Verfahren für wirksam erachtet werden, soll das Los  entscheiden, wer an dem Tango-Kurs und wer an dem Tai-Chi-Kurs teilnimmt. „Aus methodischen Gründen ist das leider notwendig. Wir bitten die Teilnehmer um die Offenheit, sich auf das eine oder andere einzulassen“, erklärt Prof. Büssing die Methodik. Dafür sind beide Angebote auch kostenlos und dürfen mit einem Partner (Ehepartner/in, Freundin/Freund, Angehörige/r) besucht werden. 

Um Anmeldung wird gebeten



Wer Interesse hat, meldet sich bitte im Institut für integrative Medizin der Universität Witten/Herdecke unter 0 23 30 62 36-10 oder -33 an.



Die Kurse finden im Aktivzentrum-Dortmund (neben dem Theater Fletch Bizzel), Humboldtstr. 45, 44137 Dortmund statt: Der Tango-Kurs sonntags vom 25.10.2015 bis 27.12.2015 von 15-16 Uhr, der Tai-Chi-Kurs mittwochs vom 21.10.2015 bis 23.12.2015 von 18:30-19:30 Uhr. Beide Kurse werden unter professioneller Anleitung einer Tangotherapie- bzw. Tai-Chi-Lehrerin durchgeführt.




Über die Universität Witten/Herdecke (UW/H):

Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung 1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als Modelluniversität mit rund 2.100 Studierenden in den Bereichen Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

www.uni-wh.de

Mittwoch, 16. September 2015

Expertentipps zum Thema "Gefährliche Folgen des Diabetes"

Kribbeln ist ein Warnsignal


Foto: djd/Wörwag Pharma/Colourbox
Wenn beide Füße kribbeln oder schmerzen, dann kann das gefährlich werden: Dahinter steckt oftmals eine Folgeerkrankung des Diabetes. Dr. Nadine Mattes, Diabetologin aus Stuttgart, weiß, warum davon besonders die Füße betroffen sind: "Die Nervenfasern, die in den Füßen enden, sind sehr lang. Daher bieten diese eine große "Angriffsfläche", wodurch sie meist zuerst geschädigt werden."

Darauf müssen Patienten achten


Menschen mit Diabetes müssen laut der Expertin "auf ihre Füße hören", Neuropathie-Symptome wahrnehmen und mit ihrem Arzt besprechen. 

Dazu gehören zum Beispiel trockene Haut, Hornhautschwielen, Schmerzen, Brennen, ein Gefühl von Taubheit oder wie "auf Watte zu laufen". Kribbeln die Füße oder ist ihr Empfinden für Wärme und Kälte vermindert, so sind dies weitere Warnzeichen. Dr. Mattes: "Patienten müssen zudem auf eine konsequente Fußpflege achten. Das bedeutet, die Füße je nach Bedarf einzucremen, Hornhaut entfernen zu lassen und gut passendes Schuhwerk zu tragen." Wunden sollten unbedingt dem Arzt gezeigt werden. 

So kann die Neuropathie behandelt werden


Jeden möglichen Hinweis auf eine Neuropathie sollten Betroffene ernst nehmen. Denn wie Dr. Alin Stirban, Diabetologe aus Remscheid, betont, sind die rechtzeitige Diagnose und Therapie wichtig, um bleibende Nervenschäden zu vermeiden. Um die Polyneuropathie zu stoppen, müsse der Arzt zunächst die Ursachen klären. Dazu zählen laut Dr. Stirban hohe Blutzuckerwerte, Vitaminmangel, erhöhte Blutfettwerte, mangelnde Bewegung, Alkoholkonsum, oder das Rauchen. Der erste Schritt der Therapie ist daher, diese Ursachen zu behandeln, indem man z.B. eine möglichst gute Blutzuckereinstellung anstrebt und weitere Risikofaktoren wie Rauchen und Alkoholkonsum meidet. Zusätzlich können rezeptfreie, vitaminähnliche Wirkstoffe wie das Benfotiamin hilfreich sein. Benfotiamin ist eine Vitamin-B1-Vorstufe, die der Körper besonders gut aufnimmt. Wie Studien zeigen, kann das Provitamin Neuropathie-Beschwerden wie Kribbeln, Brennen, Taubheit und Schmerzen in den Füßen lindern und gleichzeitig Nerven und Blutgefäße vor den schädlichen Auswirkungen des erhöhten Blutzuckers schützen. Starke Schmerzen können vom Arzt außerdem mit verschreibungspflichtigen Medikamenten behandelt werden. Diese Therapie müsse individuell für jeden Patienten ausgewählt werden, betonen die Experten.

Weitere Informationsquellen für Interessierte: 


Das Deutsche Diabetes-Zentrum informiert unter diabetes-heute.de ausführlich über Diabetes sowie unter dem Menüpunkt "Patientenfragen" auch über das Thema Begleit- und Folgeerkrankungen. 

Unter dzd-ev.de informiert das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung über die Krankheit, die Forschung und aktuelle Nachrichten rund um den Diabetes. 

Die Aufklärungsinitiative "Diabetes! Hören Sie auf Ihre Füße?" zur diabetischen Neuropathie hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen mit Diabetes und Interessierte über das Thema Diabetes und eine seiner häufigsten Folgeerkrankungen, die Neuropathie, zu informieren und die Früherkennung und rechtzeitige Behandlung zu fördern. Mehr dazu unter www.hoerensieaufihrefuesse.de.