Freitag, 30. Juni 2017

Gewalt im Pflegeheim ist ein relevantes Problem

Sowohl Pflegende als auch Pflegebedürftige können gewaltsam handeln


Hier geht es zur Analyse

Gewalt in der Pflege ist ein brisantes Thema. Sowohl Pflegende als auch Pflegebedürftige können gewaltsam handeln. Vielfach geschieht dies ohne Vorsatz. Dabei können die Folgen für Betroffene gravierend sein. Pflegebedürftige, die sich oft schlecht wehren oder nur schwer mitteilen können, sind besonders verletzlich. Gewalt bedeutet für sie zum Beispiel, dass sie beschimpft oder hart angefasst werden, ihnen dringende Hilfe vorenthalten oder ihr Selbstbestimmungsrecht missachtet wird. Hiervor müssen sie wirksam geschützt werden.

Der Vorstandsvorsitzende des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP), Dr. Ralf Suhr, betont daher: „Gewaltprävention ist Grundvoraussetzung für gute Pflege. Umso schwerwiegender, dass dies aktuell bei der Bewertung und Darstellung von Pflegequalität kaum beachtet wird. Die Politik muss sicherstellen, dass sich mit der Reform der Pflegenoten hier etwas grundlegend ändert. Gewaltprävention muss zentraler Punkt der pflegepolitischen Agenda nach der Bundestagswahl sein.“

Um neue Anhaltspunkte zur Bedeutung des Themas in der professionellen Pflege zu gewinnen, hat das ZQP eine repräsentative Befragung dazu in der stationären Pflege durchgeführt. 47 Prozent der Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragten gaben dabei an, dass sie „Konflikte, Aggression und Gewalt in der Pflege“ für ein Thema halten, das die stationären Pflegeeinrichtungen vor ganz besondere Herausforderungen stellt.

Nach Einschätzung der Befragten zeigt sich Gewalt professioneller Pflegekräfte gegen Pflegebedürftige am häufigsten in verbalen Übergriffen (oft: 2 %, gelegentlich: 23 %, selten: 55 %), Vernachlässigung (oft: 2 %, gelegentlich: 17 %, selten: 39 %), körperlicher Gewalt (oft: 1 %, gelegentlich: 7 %, selten: 38 %) und freiheitsentziehenden Maßnahmen gegen den Willen des Pflegebedürftigen (oft: 4 %, gelegentlich: 5 %, selten: 25 %).

Ralf Suhr dazu: „Mit unserem Befragungskonzept nehmen wir zwar in Kauf, dass die Studie das Problem sehr wahrscheinlich unterschätzt. Die Ergebnisse verdeutlichen deswegen aber umso mehr, dass Gewalt in der Pflege nicht ignoriert werden darf. Wir brauchen eine Kultur des Hinsehens, nicht der Skandalisierung. Wer Gewaltprävention ernst nimmt, muss auf die Entstehungsbedingungen wie Überforderung oder Wissensdefizite aktiv Einfluss nehmen.“

Die Studie schaut auch auf die Rahmenbedingungen zur Gewaltprävention in den Einrichtungen. 46 Prozent der Befragten gaben an, dass es in ihren Heimen kein speziell zur Vorbeugung und für den Umgang mit Aggression und Gewalt geschultes Personal gibt. 28 Prozent berichteten, dass Gewaltvorkommnisse nicht in einem Fehlerberichtssystem angegeben werden können. In 20 Prozent der Einrichtungen ist das Thema nicht ausdrücklich Bestandteil des Qualitätsmanagements. Für ganz besonders wichtig für erfolgreiche Gewaltprävention halten die verantwortlichen Pflegekräfte vor allem eine Fehlerkultur in der Einrichtung (74 %), den Einsatz von mehr Pflegepersonal (50 %) aber auch eine bessere fachliche Ausbildung der Pflegekräfte zu den Themen Konflikte, Aggression und Gewalt sowie spezifische Unterstützungsprogramme (je 44 %).

„Viele Einrichtungen leben engagiert vor, dass Gewaltprävention funktioniert. In der Praxis gibt es hierfür gute Ansatzpunkte. Dazu gehört der Einsatz wirksamer Alternativen zu den belastenden und gefährlichen freiheitsentziehenden Maßnahmen. Auch bei der Fehlerkultur und einer gewaltsensiblen Qualitätssicherung gibt es Gestaltungsmöglichkeiten. Einrichtungen, die hierbei erfolgreich sind, müssen stärker belohnt und als vorbildlich hervorgehoben werden“, betont Suhr.

Zum Thema Gewaltprävention in der Pflege hält das ZQP kostenlose Informationsangebote bereit. Dazu gehört der Report „Gewaltprävention in der Pflege“, der per E-Mail an bestellung@zqp.de kostenlos bestellt werden kann. Das ZQP-Portal www.pflege-gewalt.de bietet unter anderem aktuelle Notrufnummern, an die sich jeder in problematischen Pflegesituationen wenden kann.
Methodik
Die Studie wurde als computergestützte Telefonbefragung (CATI) durchgeführt. Befragt wurden Pflegedienstleitungen und Qualitätsbeauftragte in stationären Einrichtungen. Die Stichprobe umfasst 250 Befragte aus 250 verschiedenen Einrichtungen. Die Dienste und Einrichtungen wurden aus einer Liste der Grundgesamtheit per Zufallsauswahl selektiert. Die Befragung wurde in der Zeit vom 26. April bis 18. Mai 2017 durchgeführt. Um Abweichungen von der Grundgesamtheit auszugleichen, die durch differenzielle Nichtteilnahme entstehen, wurde die Stichprobe nach Kombination von Trägerschaft (privat; freigemeinnützig/öffentlich) und Anzahl der betreuten Pflegebedürftigen (bis 50; 51-100; über 100) gewichtet. Hierfür wurde die Pflegestatistik 2015 (Statistisches Bundesamt, 2017) herangezogen. Die Werte der Gewichte reichen von 0,70 bis 2,35. Die statistische Fehlertoleranz der Untersuchung in der Gesamtstichprobe liegt bei +/- 6 Prozentpunkten.
Über das ZQP
Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ist eine gemeinnützige, unabhängige und bundesweit tätige Stiftung mit Sitz in Berlin. Das ZQP wurde vom PKV-Verband errichtet. Ziel ist die Weiterentwicklung der Pflegequalität für alte, hilfebedürftige Menschen. Als Wissensinstitut für die Pflege richtet die Stiftung ihre Arbeit auf Forschung, Theorie-Praxis-Transfer und öffentliche Aufklärung aus. Einerseits trägt das ZQP zu einer kritischen Bestandsaufnahme der Pflegequalität in Deutschland bei und entwickelt andererseits praxistaugliche Konzepte für eine qualitativ hochwertige, an den individuellen Bedürfnissen pflegebedürftiger Menschen ausgerichtete Versorgung. Die ZQP-Schriftenreihe und ZQP-Online-Produkte sind für die Stiftung zentrale Instrumente des Theorie-Praxis-Transfers. Hierdurch werden Erkenntnisse aus Projekten und Forschungsar-beiten unter anderem an pflegende Angehörige und professionell Pflegende sowie gesellschaftliche Multiplikatoren vermittelt. Die Arbeitsergebnisse des ZQP stehen allen Menschen kostenlos und werbefrei zur Verfügung.

Mittwoch, 28. Juni 2017

Vergesslichkeit ist nicht gleich Alzheimer

Das im Alter die Gedächtnisleistung abnimmt ist ganz normal


Bildquelle: Nottebrock / Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Im Alter nimmt die Gedächtnisleistung ab. Ältere Menschen brauchen mehr Zeit, um Neues zu lernen oder sich an Altes zu erinnern. Das ist ganz normal und Folge des natürlichen Alterungsprozesses. Trotzdem bereiten diese Entwicklungen Senioren oftmals große Sorgen. Viele haben Angst, an einer Alzheimer-Erkrankung zu leiden. Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) klärt über die Unterschiede zwischen der Alzheimer-Krankheit und altersbedingter Vergesslichkeit auf.

Jeder hat Momente, in denen er sich an bestimmte Dinge nicht erinnern kann – beispielsweise wo ein Schlüssel abgelegt wurde. Menschen mit Alzheimer wissen dagegen irgendwann nicht mehr, wofür Schlüssel überhaupt benutzt werden. Vergesslichkeit bedeutet also, sich ein bestimmtes Detail nicht merken zu können, während bei Alzheimer komplette Zusammenhänge oder Abläufe nicht mehr erinnert werden können. 

Veränderungen, die auf eine Alzheimer-Krankheit hinweisen können, sind: Gedächtnislücken, Schwierigkeiten beim Planen und Problemlösen, Probleme mit gewohnten Tätigkeiten, räumliche und zeitliche Orientierungsprobleme, Wahrnehmungsstörungen, sich neu entwickelnde Sprach- und Schreibschwäche, Verlegen von Gegenständen, eingeschränktes Urteilsvermögen, Verlust von Eigeninitiative, Rückzug aus dem sozialen Leben, Persönlichkeitsveränderungen. 

Selbstdiagnose nicht möglich


Grundsätzlich gilt: Wer sich Sorgen um sein Gedächtnis macht, sollte immer einen Hausarzt aufsuchen. Denn es kann nur im Rahmen einer ärztlichen Untersuchung festgestellt werden, was die Ursache von Gedächtnisproblemen ist. Eine Selbstdiagnose ist nicht möglich. 

Mehr zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit und zu vielen weiteren Themen rund um die Alzheimer-Krankheit gibt es auf der AFI-Webseite unter www.alzheimer-forschung.de

Dank zahlreicher privater Spender konnte die AFI bisher 750.000 kostenlose Ratgeber und Broschüren an Interessierte und Betroffene versenden. Zusätzlich konnten 201 Forschungsaktivitäten mit über 8,4 Millionen Euro unterstützt werden.

Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten.

Mittwoch, 21. Juni 2017

So lange sind Rezepte gültig

Verordnungen haben sehr unterschiedliche Fristen


Foto: Matthias Preisinger / pixelio.de

Die Gültigkeitsfristen von Arztrezepten unterschieden sich zum Teil deutlich voneinander. Wartet ein Patient zu lange damit, eine Verschreibung einzulösen, riskiert er, dass der Apotheker das Medikament nicht mehr aushändigen darf. Darauf weist das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" hin. 

So ist das rosa Kassenrezept im Allgemeinen vier Wochen ab Ausstellungsdatum gültig. Verordnet der Arzt mit diesem Formular eine physiotherapeutische Behandlung, beträgt die Gültigkeit nur 14 Tage, bei Verordnung der Wirkstoffe Isotretinoin oder Alitretinoin lediglich acht Kalendertage. 

Rezepte, die im Rahmen einer Krankenhausentlassung ausgestellt und entsprechend gekennzeichnet werden, können nur drei Tage lang eingelöst werden. Ein blaues Privatrezept - das vor allem privat versicherte Patienten erhalten - ist drei Monate gültig. Gelb sind Rezepte für Betäubungsmittel, deren Abgabe besonders strengen Kontrollen unterliegt. Diese Formulare sind einschließlich des Ausstellungsdatums acht Kalendertage gültig. 

Rezeptfreie Arzneien, die von den gesetzlichen Kassen nicht erstattet werden, notiert der Arzt auf das grüne OTC-Rezept. OTC steht für "over the Counter" (englisch "über die Theke"). Es ist unbegrenzt gültig. Verordnet der Arzt mit diesem Formular rezeptpflichtige Präparate gelten die Vorschriften für Privatrezepte. 

Quelle: Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau"

Dienstag, 20. Juni 2017

Schlechte Durchblutung kann Demenz fördern

Studien zeigen Zusammenhang zwischen Alzheimer und Arteriosklerose


Foto: djd/Telcor-Forschung/auremar-Fotolia
Geistige Aktivität kann Demenz vorbeugen. Aber auch körperliche Fitness und gesunde Gefäße halten das Gehirn in Form.

Mit der zunehmenden Lebenserwartung in den Industrienationen werden Demenzerkrankungen, insbesondere Alzheimer, zu einem immer häufigeren Problem. Bei Betroffenen kommt es zu einer fortschreitenden Degeneration des Gehirns mit dem Absterben von Nervenzellen, was zu Vergesslichkeit, Orientierungsproblemen, Sprachstörungen und auch Veränderungen der Persönlichkeit führt. Demenzpatienten können meist irgendwann den Alltag nicht mehr bewältigen und sind auf ständige Hilfe angewiesen.

Mangeldurchblutung im Gehirn


Die genauen Ursachen von Alzheimer sind noch nicht bekannt, aber es gibt Risikofaktoren, die die Erkrankung begünstigen. Dazu zählen neben Lebensalter und Vererbung auch Bewegungsmangel und niedrige Bildung. Zudem weisen immer mehr wissenschaftliche Studien auf einen starken Zusammenhang zwischen Alzheimer und Arteriosklerose hin. Als Grund wird angenommen, dass die Verengung der Gefäße die Durchblutung des Gehirns verschlechtert. Weitere Untersuchungen zeigten, dass eine Behandlung der Arteriosklerose gleichzeitig auch den Verlauf der Alzheimerkrankheit bremsen kann.

Damit es gar nicht erst so weit kommt, ist es sinnvoll, Arteriosklerose frühzeitig vorzubeugen. Dabei spielt unter anderem der Eiweißbaustein Arginin eine entscheidende Rolle. Aus ihm wird ein Botenstoff gebildet, der die Gefäße weitet und Arteriosklerose entgegenwirkt. Arginin ist etwa in Hülsenfrüchten, Nüssen, Vollkornreis, Garnelen und Fleisch enthalten. Doch bei erhöhtem Bedarf reicht die mit der Nahrung aufgenommene Menge oft nicht aus. "In meiner Praxis empfehle ich Patienten häufig eine Kombination aus Arginin und B-Vitaminen, wie etwa Telcor Arginin plus aus der Apotheke", sagt Dr. med. Hans-Joachim Christofor, Kardiologe an der Ruhr Universität Bochum. Unter www.telcor.de gibt es weitere Informationen.

Körperlich und geistig aktiv bleiben


Neben einer guten Argininversorgung gibt es noch weitere Maßnahmen, die jeder ergreifen kann, um Hirn und Gefäße fit zu halten: So sollte man regelmäßig körperlich aktiv werden, sich gesund ernähren und Übergewicht vermeiden. Wer nicht raucht, gute soziale Kontakte pflegt und seinen Kopf immer wieder vor neue Herausforderungen stellt, hat ebenfalls bessere Chancen, Alzheimer zu vermeiden.

Wie viel Arginin braucht der Mensch?


Der menschliche Körper kann Arginin zwar selbst herstellen, aber nicht in ausreichendem Maß. Deshalb muss die Aminosäure regelmäßig über die Nahrung zugeführt werden. Bei einem Erwachsenen mit normaler körperlicher Belastung liegt der Tagesbedarf bei etwa fünf Gramm. Durch Erkrankungen wie Arteriosklerose, Diabetes oder Bluthochdruck erhöht sich die benötigte Arginin-Menge jedoch, ebenso durch Stress, Bewegungsmangel und Rauchen. Viele Menschen schaffen es deshalb nicht, ausreichend Arginin über die Nahrung aufzunehmen. Dann kann eine gezielte Einnahme des diätetischen Lebensmittels Telcor Arginin plus (Apotheke) sinnvoll sein.

Dienstag, 13. Juni 2017

Demenzangst oft unbegründet

Kleine Aussetzer mit zunehmendem Alter ganz normal




Verlegte Schlüssel, eine verschwundene Brille und entfallene Namen wecken bei vielen Menschen die Angst vor Demenz. Meist zu Unrecht, beruhigt Prof. Götz-Erik Trott, Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie aus Aschaffenburg, im Apothekenmagazin "Diabetes Ratgeber". "Oft steckt einfach nur Vergesslichkeit hinter solchen schusseligen Episoden", sagt Trott. 

Dass diese mit dem Alter häufiger werden, sei bis zu einem gewissen Grad normal. Dies hänge unter anderem damit zusammen, dass das Gehirn, wie alle anderen Organe auch, altere. Im neuen "Diabetes Ratgeber" finden Leser praktische Tipps, wie sie ihr Gedächtnis im Alltag trainieren können. 

Gedächtnisschwäche kann aber auch etwa durch Schlafstörungen oder Stress, Angsterkrankungen oder Depressionen bedingt sein. Nicht zu unterschätzen als Ursache ist laut dem Würzburger Internisten Dr. Jürgen Auth nachlassendes Hörvermögen: "Was man nicht genau hört, entfällt einem leichter wieder. Machen Sie bei Vergesslichkeit sicherheitshalber auch einen Hörtest!" 

Zudem können Diabetes, Bluthochdruck, Rauchen und erhöhte Blutfettwerte die Blutgefäße schädigen und so die Gehirndurchblutung verringern. 

Quelle: Das Apothekenmagazin "Diabetes Ratgeber

Das Apothekenmagazin "Diabetes Ratgeber"  6/2017 liegt in den meisten Apotheken aus und wird ohne Zuzahlung zur Gesundheitsberatung an Kunden abgegeben.

Montag, 12. Juni 2017

Pflege-App der DAK-Gesundheit gewinnt dfg Award

Das ausgezeichnete online-Angebot entlastet pflegende Angehörige


Foto DAK Gesundheit
Copyright: Frische-Fotographie

Ein neues Online-Angebot der DAK-Gesundheit für pflegende Angehörige wurde gestern in Hamburg mit dem dfg Award ausgezeichnet. Die Krankenkasse belegt mit ihrem Pflegeguide den ersten Platz in der Kategorie „Herausragende eHealth-Anwendungen im Gesundheitswesen (Digitalisierung)“. Den sogenannten Oscar der Gesundheitsbranche gibt es bereits seit 2009. Er wird Unternehmen und Verbänden für innovative Leistungen und Angebote verliehen.

In Deutschland leben fast drei Millionen Pflegebedürftige. Etwa zwei Millionen davon werden zu Hause und überwiegend von Angehörigen versorgt. Der DAK-Pflegeguide gibt praktische Tipps und Anleitungen für den Pflegealltag – und das mit den modernen Funktionen einer Smartphone-App. So werden wichtige Handgriffe in Videos erklärt – etwa, wie man Pflegebedürftigen beim Aufstehen oder bei der Körperpflege hilft. Ein Rechner ermittelt die individuellen Ansprüche auf Leistungen der Pflegekasse. DAK-Vorstand Andreas Storm freut sich über den dfg Award: „Mit dem Pflegeguide zeigen wir den Nutzen der Digitalisierung für pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen. Der Award hilft uns, die DAK Pflegeguide App bekannter zu machen. So können in Zukunft noch mehr pflegende Angehörige von der Anwendung profitieren.“

App auch kostenlos für Versicherte anderer Kassen


Der neue digitale Pflegehelfer hat die Jury – bestehend aus neun renommierten Gesundheitsexperten – überzeugt: „Die DAK-Gesundheit widmet sich mit der Pflege-App einem Thema, das enorm relevant ist für unsere Gesellschaft“, begründet Jury-Mitglied Dr. Jens Finnern die Entscheidung. „Sie ist die erste Pflegekasse, die überhaupt jemals für den dfg Award nominiert wurde. Mit einem Angebot, das für alle gilt, egal, wo sie versichert sind“, so der geschäftsführende Gesellschafter der management systems gmbh in Neumünster.

Der ausgezeichnete Pflegeguide der DAK-Gesundheit kann kostenlos auch von Versicherten anderer Kassen in den App Stores von Apple und Google heruntergeladen werden. Die App hilft den Angehörigen auch dabei, sich mit Pflegeorganisationen und Selbsthilfegruppen in ihrer Region zu vernetzen. „Unser Ziel ist es, die Angehörigen auch mit digitalen Lösungen in ihrem anstrengenden Pflegealltag so gut es geht zu unterstützen“, so Storm. 

Den eigenen Versicherten bietet die DAK-Gesundheit zudem einen zertifizierten Online-Pflegekurs an. Dieser beinhaltet auch ein Modul für die Pflege von demenziell erkrankten Angehörigen. Unter www.dak.de/pflegecoach kann man sich anmelden. Weitere Informationen und Angebote gibt es unter: www.dak.de/pflege

Donnerstag, 8. Juni 2017

Pflege daheim: Angehörige wenden im Schnitt rund 50 Stunden pro Woche auf

Gesetzliche Pflegezeit noch wenig genutzt



Staatliche Arrangements wie die Pflegeversicherung entlasten betroffene Familien. Doch den Hauptteil der Arbeit machen bislang Angehörige selbst – mit enormem zeitlichen und teilweise auch finanziellem Aufwand. Das zeigt eine neue, von der Hans-Böckler-Stiftung geförderte Studie. Trotz einiger politischer Initiativen funktioniert die Verzahnung von Pflege und Arbeitsmarkt noch nicht gut. Und ob Pflegende die nötige Unterstützung erhalten, hängt stark vom sozialen und finanziellen Hintergrund ab.

Die Pflege eines Verwandten ist oft mehr als ein Vollzeitjob


63 Stunden in der Woche fallen in einem Haushalt mit pflegebedürftiger Person im Schnitt an – Waschen, Hilfe beim Essen und im Haushalt oder einfach da sein, um Orientierung zu geben und bei diesem oder jenem helfen zu können. Nur zehn Prozent der Arbeiten übernehmen professionelle Dienste, alles Übrige leisten Angehörige, meist Ehefrauen oder Töchter, und in kleinerem Umfang auch informelle Helfer wie Freunde, Bekannte oder Nachbarn. 

Allein die „Hauptpflegeperson“ ist im Durchschnitt knapp 50 Stunden pro Woche eingespannt. Dies geht aus der aktuellen Studie von Dr. Volker Hielscher, Dr. Sabine Kirchen-Peters und Dr. Lukas Nock hervor. Die Wissenschaftler haben am Iso-Institut für Sozialforschung und Sozialwirtschaft in Saarbrücken im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung bundesweit mehr als 1.000 Haushalte befragt, in denen Pflegebedürftige ab 65 Jahren leben – mit und ohne Einstufung in der Pflegversicherung. Ihre Untersuchung zeigt nicht nur, wieviel Zeit die Pflege in Anspruch nimmt. 

Deutlich werden auch Widersprüche in der Sozialpolitik, etwa wie sich soziale Ungleichheit bei der Betreuung hilfebedürftiger Menschen niederschlägt oder dass es bei der Verzahnung von Pflege und Arbeitsmarkt in mehrerer Hinsicht knirscht: Das gilt für die Arbeitsbedingungen osteuropäischer Pflegekräfte ebenso wie für die Vereinbarkeit von Job und Familie oder für knappe Einkommen und Rentenansprüche von Beschäftigten, die ihre Arbeitszeit aus Pflegegründen reduziert haben.

Mehr als die Hälfte verzichtet auf professionelle Unterstützung


Gut 70 Prozent der Pflegebedürftigen werden zuhause versorgt. Meist gibt es eine Hauptpflegeperson, die den Löwenanteil der Betreuung und Versorgung sowie die Organisation schultert. Am häufigsten handelt es sich dabei um Ehefrauen, Töchter oder Schwiegertöchter. Nur ein Drittel der Hauptpflegepersonen ist männlich – jedoch zeigt der Vergleich zu früheren Studien, dass der Anteil pflegender Männer steigt. Mehr als die Hälfte der befragten Haushalte verzichtet vollkommen auf Unterstützung durch Pflegedienste oder andere professionelle Hilfe. In jedem fünften Pflegehaushalt macht die Hauptpflegeperson alles allein. Wie viel das oft ist, unterstreicht eine weitere Zahl: Selbst wenn die Krankenkassen den hilfebedürftigen Älteren keine Pflegestufe zuerkannt haben, fallen im Schnitt vier Stunden Arbeit am Tag für die betreuenden Angehörigen an.

Drei Viertel der Pflegenden gar nicht oder in Teilzeit erwerbstätig


Schwierig gestaltet sich die Vereinbarkeit von Pflegeaufgaben und Beruf: Rund ein Drittel der Hauptpflegepersonen im erwerbsfähigen Alter hat die Arbeitszeit im Job reduziert; 44 Prozent dieser Gruppe sind gar nicht erwerbstätig – das ist ein deutlich überdurchschnittlicher Wert. Die Pflegenden riskieren damit, im Alter selber mit wenig Geld dazustehen. Die gesetzliche Pflegezeit nutzten lediglich sechs Prozent der berufstätigen Hauptpflegepersonen.

Neben die zeitlichen Belastungen treten erhebliche finanzielle Aufwendungen, etwa für Aufwandsentschädigungen und Fahrtkosten von Helfern, Zuzahlungen für Pflegedienste, Tagespflege, Hilfsmittel und Medikamente, oder den Menüdienst. Im Durchschnitt aller Pflegehaushalte ermitteln die Forscher rund 360 Euro an monatlichen Ausgaben, die nicht durch so genannte Sachleistungen der Pflegeversicherung ersetzt werden. Auch das Pflegegeld, das ein Teil der Pflegebedürftigen erhält, kann diese Kosten nur bedingt kompensieren. Darüber hinaus verzichten die Pflegegeldbezieher auf die –höher finanzierten – Sachleistungen der Pflegeversicherung, etwa für den Einsatz eines Pflegedienstes.

Die Pflegerin im Haushalt – ein Modell für Besserverdiener


Angesichts des hohen Zeitaufwands liegt es bei steigendem Pflege- und Betreuungsbedarf für viele Haushalte nahe, eigens eine im Haushalt lebende Hilfskraft zu engagieren. Das betrifft aktuell knapp jeden zehnten Pflegehaushalt, Tendenz steigend. Diese Jobs übernehmen in aller Regel osteuropäische Arbeitsmigrantinnen. Für Pflegebedürftige, deren Angehörige nicht genug Zeit für eine umfassende rund-um-die-Uhr-Betreuung haben, ist dies oft die einzige praktikable Lösung, um den Umzug in ein Heim zu vermeiden. 

Allerdings „scheint in der Praxis eine den arbeitsrechtlichen Mindeststandards entsprechende Beschäftigung dieser Kräfte kaum realisierbar“, konstatieren Hielscher, Kirchen-Peters und Nock. Zudem sei die private Anstellung einer solchen Kraft „nur für Haushalte aus stärkeren sozioökonomischen Milieus finanzierbar“. Ein Dilemma: Würde die Politik zu stärkeren Kontrollen greifen, um die Einhaltung von Mindestlohn und Arbeitszeitbestimmungen sicherzustellen, würde sich die häusliche Rundumpflege weiter verteuern und die soziale Spaltung noch verstärken.

Unterstützungsangebote erreichen Bildungsferne seltener


Dass Pflege sozial selektiv ist, hat aber nicht nur direkt mit den Einkommen zu tun. Die Angebote zur Pflegeberatung erreichen Hauptpflegepersonen aus bildungsfernen Schichten oft nicht, haben die Forscher festgestellt. Offenbar sind sie häufig auch mit den bürokratischen Anforderungen der Pflegeorganisation überfordert. Auffällig sei, so die Wissenschaftler, dass Pflegebedürftige in einkommensstarken Haushalten oft in höhere Pflegestufen eingruppiert sind als solche aus sozial schwächeren Kreisen. Da nicht ersichtlich ist, warum Wohlhabende pflegebedürftiger sein sollten als Arme, liegt die Vermutung nahe: Es gelingt den Angehörigen höherer Schichten besser, gegenüber der Pflegeversicherung einen größeren Bedarf geltend zu machen.

Die Politik muss entscheiden: Gesellschaftspolitische oder private Aufgabe?


Grundsätzlich bestünden in der Pflegepolitik eine Reihe von Zielkonflikten, schreiben die Wissenschaftler. Einerseits sei die Vorstellung leitend, dass Pflege, wenn möglich, zuhause stattfinden soll und primär eine Aufgabe der Angehörigen darstellt. Anderseits werden eine hohe Erwerbsbeteiligung und professionelle Pflegestandards, Chancengleichheit und gute Arbeitsbedingungen für alle angestrebt. All dies gleichzeitig zu verwirklichen, ist schwierig, wie die Untersuchung zeigt. Letztlich müsse die Politik entscheiden, „ob die Bewältigung von Pflegebedürftigkeit als gesellschaftliche Aufgabe definiert und gelöst oder weiterhin ein primär privates, von den Familien zu tragendes Risiko bleiben“ soll. Wird Pflege als gesellschaftliche Aufgabe verstanden, muss die Frage beantwortet werden, ob entweder das Leben im Heim zu einer attraktiven Alternative ausgebaut wird oder „häusliche Settings“ soweit entwickelt und finanziert werden, dass sie auch bei schwerster Pflegebedürftigkeit eine umfassende Versorgung garantieren.

Weitere Informationen:
Volker Hielscher, Sabine Kirchen-Peters und Lukas Nock: Pflege in den eigenen vier Wänden: Zeitaufwand und Kosten. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen geben Auskunft (pdf). Study der Hans-Böckler-Stiftung Nr. 363, Juni 2017.

Montag, 5. Juni 2017

Die "Hightech-Schwester" - Roboter in der Altenpflege

Umfrage: Viele Senioren befürworten Einsatz von Pflege-Elektronik



Technische Helfer mit Einschaltknopf sind in allen Lebensbereichen auf dem Vormarsch - so auch in der häuslichen Pflege. 

Forschung und Politik setzen unter dem Schlagwort "Pflege 4.0" große Erwartungen in die intelligenten Helfer: Roboter sollen Senioren zu mehr Selbstständigkeit verhelfen und pflegende Angehörige entlasten. Viele Senioren sehen diese Entwicklung positiv. 

Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag des Apothekenmagazins "Senioren Ratgeber" kann sich mehr als jeder Vierte der Ab-60-Jährigen in Deutschland (28,4 %) vorstellen, von einem Roboter gepflegt zu werden, um länger selbstständig zu Hause leben zu können. 

Die deutliche Mehrheit in dieser Altersgruppe (56,9 %) hält den Einsatz von Pflegerobotern in Heimen oder Krankenhäusern aber vor allem zum Anheben, Aufrichten und Umbetten von Patienten "auf jeden Fall für sinnvoll". 

Jeder Zweite (50,1 %) kann sich den Einsatz technischer Mittel sogar im Bereich Körperhygiene bei Inkontinenz für sich selbst im Bedarfsfall sehr gut vorstellen. "Okay ist alles, was die Pflege erleichtert, etwa beim Transport", fasst der Osnabrücker Pflegeforscher Professor Hartmut Remmers die Stimmung hinsichtlich der technischen Entwicklungen im Pflegebereich im "Senioren Ratgeber" zusammen. 

Ethisch problematisch werde es allerdings dann, "wenn die Technik an die Stelle der persönlichen Zuwendung tritt", betont der Forscher. So sieht es auch der Großteil der Ab-60-Jährigen in Deutschland. Zwei Drittel von ihnen (63,8 %) fremdeln der repräsentativen "Senioren Ratgeber"-Umfrage zufolge noch mit "Schwester Roboter" und empfinden den Einsatz von technischem Gerät zur Pflege von Menschen als "unwürdig und unzumutbar". 

"Man denkt an Roboter im Film, und die sind selten freundlich", erklärt Informatik-Professorin Birgit Lugrin von der Universität Würzburg im Interview mit dem "Senioren Ratgeber" das Misstrauen vieler Senioren. 

Roboter sind gleichbleibend freundlich und geduldig


Sie hat allerdings beobachtet, dass sich das Blatt rasch wendet, haben ältere Menschen die Technik erst einmal kennengelernt. So fassen auch demenzkranke Menschen leicht Zutrauen zu den Helfern mit Elektronikhirn. 

Die leitende Ingenieurin vom Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung in Stuttgart, Dr. Birgit Graf, äußerst dazu im "Senioren Ratgeber" folgende Vermutung: "Die Roboter sind gleichbleibend freundlich und geduldig - egal, wen sie vor sich haben."

Quelle: Eine repräsentative Umfrage des Apothekenmagazins "Senioren Ratgeber", durchgeführt von der GfK Marktforschung Nürnberg bei 2.020 Personen ab 14 Jahren, darunter 636 Männer und Frauen ab 60 Jahren.

Quelle: Das Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber