Dienstag, 16. Januar 2018

Für pflegende Angehörige: Berufliche Auszeit

Unter bestimmten Voraussetzungen ist auch eine längere berufliche Auszeit möglich


Foto: obs - Wort & Bild Verlag
- Apotheken Umschau
Wer Zeit braucht, um akut die Pflege eines Angehörigen zu organisieren, darf dem Job zehn Arbeitstage fernbleiben. Darauf weist Stefan Wilderotter, Referatsleiter Pflege vom Verband der Ersatzkassen, im Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" hin. Für diese Zeit ist eine Lohnersatzleistung, das Pflegeunterstützungsgeld, vorgesehen. "Das können Betroffene bei der Pflegeversicherung ihres Angehörigen beantragen", sagt Wilderotter. Die zehn Tage können auch auf mehrere pflegende Angehörige verteilt werden. 

Um einen Angehörigen zu pflegen, ist unter bestimmten Voraussetzungen auch eine längere berufliche Auszeit möglich. "Arbeitnehmer haben die Möglichkeit, in Absprache mit ihrem Arbeitgeber bis zu sechs Monate teilweise oder ganz auszusteigen, und erhalten eine unbezahlte, aber sozialversicherte Freistellung", erklärt der Experte. In der Firma müssen aber mindestens 15 Menschen beschäftigt sein, und der Angehörige muss Pflegegrad zwei oder höher haben. 

Da die Arbeitnehmer in dieser sogenannten Pflegezeit nichts verdienen, können sie ein zinsloses Darlehen beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben beantragen. Die monatlichen Raten müssen erst mit Ende der Pflegezeit zurückgezahlt werden. Wie sich die große Herausforderung meistern lässt, einen Angehörigen zu Hause zu pflegen, schildert die neue "Apotheken Umschau" in ihrer Titelgeschichte. 

Quelle: Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau". Ausgabe 1/2018 B liegt aktuell in den meisten Apotheken aus.

Freitag, 12. Januar 2018

Medikamente: Zuzahlungsbefreiung für 2018 jetzt bei der Krankenkasse beantragen

Eine schon zum Jahresbeginn 2018 ausgestellte Befreiungsbescheinigung kann eine finanzielle und bürokratische Erleichterung sein


Foto: ABDA
Mehr als sechs Millionen chronisch kranke Patienten sind bislang von gesetzlichen Zuzahlungen befreit – schon jetzt können Versicherte einen neuen Befreiungsantrag für das Jahr 2018 bei ihrer Krankenkasse stellen. Das empfiehlt der Deutsche Apothekerverband (DAV) allen gesetzlich Versicherten, die ein planbares Einkommen (z.B. eine monatliche Rente) haben und regelmäßige Zuzahlungen (z.B. auf ärztlich verordnete Medikamente) erwarten. Alle Befreiungen gelten jeweils für ein Kalenderjahr und müssen deshalb immer wieder neu beantragt werden. In Deutschland sind somit fast zehn Prozent der 70 Millionen gesetzlichen Versicherten von der Zuzahlung befreit.

Eine schon zum Jahresbeginn 2018 ausgestellte Befreiungsbescheinigung kann nicht nur in der Apotheke, sondern auch bei Arzt- oder Klinikbesuchen eine finanzielle und bürokratische Erleichterung sein. Denn wenn vom verordnenden Arzt ein Befreiungsvermerk auf dem Rezept eingetragen ist oder der Patient einen entsprechenden Bescheid in der Apotheke vorlegen kann, wird keine Zuzahlung für die Krankenkasse eingezogen. Bei rezeptpflichtigen Arzneimitteln beträgt die Zuzahlung zehn Prozent des Preises, mindestens aber fünf Euro und höchstens zehn Euro. Immer von der Zuzahlung befreit sind Kinder und Jugendliche bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres. Erwachsene können eine Befreiungsbescheinigung beantragen, sofern ihre finanzielle Belastung zwei Prozent des jährlichen Bruttoeinkommens schon überschritten hat oder noch überschreiten wird. Bei chronisch kranken Patienten ist es ein Prozent.

Der für 2018 aktualisierte Zuzahlungsrechner auf dem Gesundheitsportal www.aponet.de kann ermitteln, ob die Belastungsgrenze im Laufe des Jahres erreicht wird. Ein Beispiel: Ein Rentner ist verheiratet, die Kinder sind schon aus dem Haus. Die monatlichen Renten der Eheleute ergeben zusammen 1.800 Euro, also jährlich 21.600 Euro. Nach Abzug des Freibetrages von 5.481 Euro für die Ehefrau ergibt sich ein zu berücksichtigendes Einkommen von 16.119 Euro. Da er chronisch krank ist, müssen die beiden demnach zwar sämtliche Zuzahlungen bis zur Belastungsgrenze von 161,19 Euro (ein Prozent) pro Jahr selbst tragen, werden aber darüber hinaus komplett von allen Zuzahlungen befreit.

Samstag, 6. Januar 2018

Bürger sorgen sich um die Qualität der Pflege in deutschen Heimen

Acht von zehn Bürgern haben Angst vor dem Umzug in ein Pflegeheim


Die Vorstellung, im Alter in ein Pflegeheim ziehen zu müssen, macht vielen Menschen in Deutschland Angst, wie acht von zehn Bürgern bestätigen. Diesen Schritt würden die meisten gerne vermeiden – lediglich sechs Prozent können sich vorstellen, freiwillig in einer Senioreneinrichtung zu leben, falls sie pflegebedürftig werden. Das sind zentrale Ergebnisse einer repräsentativen Befragung der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC unter 1.000 Bundesbürgern. Vor allem fürchten die Studienteilnehmer den Personalmangel in den Heimen und überforderte Pflegekräfte, wie 73 Prozent angeben. Denn die Personalknappheit geht letztlich mit weniger Zeit für die Bewohner und einer schlechteren Qualität der Pflege einher.

„Unsere Befragung zeigt, dass Pflegeheime in Deutschland keinen guten Ruf genießen. Bei den Bürgern in Deutschland ist angekommen, welche Folgen der Personalnotstand hat, der sich durch den demografischen Wandel noch weiter verschärfen wird“




Michael Burkhart, Leiter des Bereichs Gesundheitswesen & Pharma bei PwC Deutschland
„Wir benötigen daher mehr Wertschätzung für den Pflegeberuf und eine neue Art der Versorgung in den Heimen, die wieder stärker den Menschen in den Mittelpunkt stellt. Um die Qualität der Einrichtungen zu messen und im nächsten Schritt zu verbessern, müssen die Bewohner, aber auch Angehörige und Mitarbeiter in den Prozess eingebunden werden. So kann die Zufriedenheit auf allen Seiten gesteigert werden.“

Die meisten bevorzugen das betreute Wohnen


Der stationären Pflege in einem Heim steht die Mehrheit skeptisch gegenüber, doch wie möchten Bürger leben, wenn sie ihren Alltag nicht mehr allein bewältigen können? Am beliebtesten ist eine andere Form der Senioreneinrichtung – das betreute Wohnen, in einer eigenen Wohnung, aber mit Anschluss an einen Pflegedienst. Diese Form bevorzugen 33 Prozent der Studienteilnehmer. Viele Menschen möchten auch in den eigenen vier Wänden bleiben und durch einen ambulanten Dienst gepflegt werden, wie 31 Prozent bestätigen. Die häusliche Pflege durch Familienmitglieder, zum Beispiel die Kinder, können sich 19 Prozent vorstellen.

Verbesserungen bei den Kontrollen und beim Personal gewünscht


Die Befragten haben konkrete Vorstellungen davon, wie sich die aktuelle Situation in den Heimen verbessern ließe. Vor allem wünschen sie sich regelmäßige Qualitätskontrollen der Pflegeheime durch externe Stellen, wie 98 Prozent der Studienteilnehmer fordern. Diese Art von Transparenz sollte bereits der Pflege-Tüv schaffen, der 2009 eingeführt wurde. „In der Praxis zeigt sich allerdings, dass dieses Bewertungssystem wenig Aussagekraft hat“, sagt Sevilay Huesman-Koecke, Expertin für Gesundheitswesen bei PwC Deutschland. „Die individuelle Zufriedenheit der Bewohner lässt sich kaum mit standardisierten Bewertungskriterien messen. Dazu bedarf es vielmehr eines kontinuierlichen qualitätsbasierten Austauschs mit Bewohnern, Angehörigen und Mitarbeitern, sodass schnell auf Missstände reagiert werden kann und eine offene Kultur innerhalb des Hauses herrscht“, so die PwC-Expertin. Ebenso wünschen sich die Bürger eine Verbesserung des Betreuungsschlüssels, damit mehr Zeit für den einzelnen Bewohner bleibt (97 Prozent). Um die Situation der Pflegekräfte zu verbessern, befürworten 97 Prozent der Befragten ein höheres Gehalt.

Knapp die Hälfte würde für bessere Leistungen mehr zahlen


Dass eine hohe Versorgungsqualität seinen Preis hat, ist den Studienteilnehmern bewusst. Entsprechend wären 43 Prozent bereit, einen höheren Beitragssatz zur Pflegeversicherung zu leisten. Diese Bereitschaft wächst mit steigendem Nettoeinkommen und liegt im Schnitt bei 33 Euro pro Monat. 39 Prozent lehnen eine Erhöhung ab, weil diese für sie nicht finanzierbar wäre; 18 Prozent wären dazu nicht bereit, obwohl sie sich das leisten könnten. Gerade weil die Bürger sich große Sorgen um den Personalnotstand machen, würden sie die Mehreinnahmen in einen besseren Betreuungsschlüssel in den Heimen (53 Prozent) und in höhere Gehälter für die Pflegekräfte (17 Prozent) investieren. „Der Schlüssel für eine bessere Versorgungsqualität in den Heimen liegt in der Aufwertung des Pflegeberufs und einem verbesserten Miteinander zwischen Bewohnern, ihren Angehörigen und dem Personal“, bilanziert Michael Burkhart. „Entlastung für das Personal können wir auch schaffen, indem wir intelligente Technologien in den Pflegealltag einbinden, zum Beispiel digitale Pflegedokumentationen oder GPS-Überwachung von Demenzkranken.“