Montag, 30. Oktober 2017

Wegweiser Wohnformen im Alter

Neue Broschüre informiert über mögliche Alternativen


Hier geht es zum Download

Ältere Menschen sollen so lange wie möglich in ihrer Wohnung oder zumindest in ihrem vertrauten Wohnumfeld leben können. Das ist ein Ziel der Brandenburger Pflegeoffensive. 

Wenn eine Pflegebedürftigkeit entsteht, müssen Betroffene nicht immer gleich in ein Pflegeheim. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, wenn man ohne Unterstützung im eigenen Haushalt nicht mehr leben kann. 

Das Sozialministerium hat in Zusammenarbeit mit dem Landespflegeausschuss des Landes Brandenburg eine neue Broschüre mit dem Titel „Wegweiser Wohnformen im Alter“ veröffentlicht. Sie informiert über verschiedenen (Pflege-)Wohnformen für ältere Menschen, die auf Unterstützung angewiesen sind. Die 24-seitige Broschüre kann ab sofort beim Sozialministerium kostenfrei bestellt werden.

Sozialstaatssekretärin Almuth Hartwig-Tiedt: „Mit der steigenden Zahl pflegebedürftiger Menschen gewinnt das Thema Pflege immer mehr an Bedeutung. Solange man aber in seiner eigenen Familie nicht selbst davon betroffen ist, wird das mögliche Eintreten einer Pflegebedürftigkeit oft verdrängt. Dann müssen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen oftmals unvorbereitet und in sehr kurzer Zeit wichtige Entscheidungen treffen. Es muss aber nicht immer gleich ein stationäres Pflegeheim sein. Es gibt viele verschiedene Unterstützungsangebote im eigenen Wohnumfeld, wie zum Beispiel Betreutes Wohnen, Appartements mit zusätzlichen Betreuungsangeboten oder auch Wohngemeinschaften. Mit der neuen Broschüre bieten wir dazu anschaulich die wichtigsten Informationen.“

Nach der aktuellen Pflegestatistik leben in Brandenburg rund 112.000 pflegebedürftige Menschen. Die häusliche Pflege hat in Brandenburg einen sehr hohen Stellenwert: 78 Prozent aller Pflegebedürftigen werden im eigenen Zuhause entweder von Angehörigen allein oder mit Hilfe von ambulanten Pflegediensten versorgt. Fast die Hälfte der Pflegebedürftigen wird allein von Angehörigen versorgt.

Die Broschüre „Wegweiser Wohnformen im Alter“ kann kostenfrei beim Sozialministerium des Landes Brandenburg per Telefon 0331 866-5044 oder über die Internetseite www.masgf.brandenburg.de bestellt werden.

Alle Fragen rund um die Pflege beantworten kostenfrei und neutral landesweit die Pflegestützpunkte (www.pflegestuetzpunkte-brandenburg.de).

Freitag, 27. Oktober 2017

Demenz - Angehörige am Ende ihrer Kräfte

DAK-Pflegereport zeigt: Neun von zehn Pflegenden fordern mehr Unterstützung



Copyright: Foto: DAK-Gesundheit

Pflegen bis zur Erschöpfung: Wer sich intensiv um demente Angehörige kümmert, ist oft am Ende seiner Kräfte. 59 Prozent geben dies an. Selbst im weiteren Umfeld von Menschen mit Demenz sagt jeder Dritte, oft erschöpft zu sein. Neun von zehn fordern mehr Unterstützung. Außerdem sind 80 Prozent der Deutschen der Meinung, dass sowohl Menschen mit Demenz als auch deren Familien mehr Respekt verdienen. 

Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der DAK-Gesundheit hervor. Der Report zeigt erstmals, dass jeder Fünfte Wohngruppen für die beste Betreuungsform Demenzkranker hält. In Wohngruppen leben jedoch nur knapp zwei Prozent der Betroffenen. Laut der DAK-Studie gibt es außerdem Defizite in Diagnostik und Versorgung. Angesichts der Ergebnisse schlägt DAK-Vorstandschef Andreas Storm neue Wege vor, die Pflege zu stärken. Derzeit leben in Deutschland rund 1,6 Millionen Menschen mit Demenz. Schätzungen zufolge könnten es 2050 doppelt so viele sein.

Beim Wunsch nach mehr Unterstützung steht das Geld an erster Stelle: 86 Prozent der Befragten geben an, mehr finanzielle Hilfe zu brauchen. Zwei von drei möchten mehr Unterstützung durch professionelle Dienste. 60 Prozent erwarten für sich und ihre dementen Familienmitglieder mehr Selbsthilfe-, 42 Prozent mehr Informationsangebote. Jeder dritte pflegende Angehörige will Unterstützung durch Freiwillige und günstigere Möglichkeiten, sich von privaten Pflegekräften unterstützen zu lassen. 

Für den DAK-Pflegereport hat das AGP Institut Sozialforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg untersucht, welche Erfahrungen, Erwartungen und Ängste die Menschen zum Thema Demenz haben. Dabei stand im Mittelpunkt: Ist trotz Demenz ein gutes Leben möglich?

Gutes Leben mit Demenz halten viele für möglich


„Ein überraschendes Ergebnis des DAK-Pflegereports ist die positive Haltung vieler Menschen zu Demenz“, sagt DAK-Chef Andreas Storm. „Fast jeder zweite der Befragten mit dementen Angehörigen hält ein gutes Leben mit Demenz durchaus für möglich.“ Insgesamt stimmen dieser Aussage 39 Prozent zu.

Mehr als 80 Prozent aller Befragten wünschen sich jedoch auch mehr Anerkennung für Angehörige und mehr Respekt gegenüber Erkrankten. „Wir müssen die Krankheit als soziale Tatsache akzeptieren und lernen, Betroffene mitsamt ihrer Persönlichkeit zu respektieren“, sagt Storm. „Menschen mit Demenz haben das gleiche Recht auf Würde, Selbstbestimmung und ein sinnerfülltes Leben wie wir alle.“

Wunschgemäße Betreuung derzeit kaum machbar


Knapp jeder vierte Deutsche hat schon Angehörige mit Demenz begleitet. 69 Prozent der Menschen mit Demenz haben laut Befragung in ihrem eigenen Zuhause gelebt. Bei der Frage, welches die beste Art der Betreuung und Unterbringung ist, herrscht dennoch Unsicherheit. 35 Prozent der Befragten mit Demenzerfahrung halten den eigenen Haushalt für den besten Ort für Menschen mit Demenz. 22 Prozent halten ambulant betreute Wohngruppen für die bessere Alternative. Andere nennen gute Pflegeheime (16 Prozent) oder den Haushalt von Angehörigen (13 Prozent). 

„Der Report zeigt erstmals, wie viele Menschen ambulant betreute Wohngruppen für Demenzkranke befürworten“, sagt Pflegeexperte Thomas Klie, der den Report wissenschaftlich begleitet hat. „Leider deckt sich die Realität jedoch nicht mit den Wünschen der Bevölkerung. Gerade diese Form der Betreuung ist nur in wenigen Regionen verfügbar.“

DAK-Chef Storm schlägt Pflegekompetenzzentren vor


Andreas Storm fordert daher, neue Wege zu gehen. Sein Vorschlag: Krankenhäuser, die nicht mehr benötigt werden, sollen in Pflegekompetenzzentren umgewandelt werden. Dort können wichtige Angebote, von Beratung über spezialisierte Wohngruppen bis Kurzzeitpflege, unter einem Dach gebündelt werden. Grenzen zwischen ambulanter Pflege, Geriatrie und Pflegeheimen würden überwunden. „Gerade im kommunalen und ländlichen Bereich könnte so die Pflege gestärkt werden“, sagt Storm. „Pflegekompetenzzentren kämen sowohl den Pflegebedürftigen als auch deren Angehörigen zu Gute.“

Demenz: Defizite in Versorgung und Diagnostik


Teil des DAK-Pflegereports ist eine Auswertung von Patientendaten. Diese zeigt Handlungsbedarf: Fast alle Demenzpatienten (95 Prozent) werden nach ihrer Diagnose mindestens einmal pro Quartal ärztlich behandelt. Drei von vier müssen im Jahr nach der Diagnose ins Krankenhaus. Dort werden sie häufiger als andere wegen Flüssigkeitsmangel (plus fünf Prozent), Oberschenkelbruch oder Delirium (jeweils plus vier Prozent) behandelt. „Das sind besorgniserregende Zahlen die zeigen, dass die Versorgung demenziell Erkrankter nicht optimal ist“, sagt Klie. Auch die Diagnostik sei nicht immer klar genug, um die beste Versorgung sicherzustellen, warnt Klie: Fast zwei Drittel der Erstdiagnosen von Demenz werden nicht anhand adäquater Leitlinien gestellt.

Steigende Pflegekosten nach der Diagnose


Neben der Bedeutung für Betroffene und Angehörige stellt der DAK-Pflegereport den Einfluss von Demenzdiagnosen auf das Gesundheitssystem heraus. Die Kosten, die für einen Patienten in Kranken- und Pflegeversicherung entstehen, steigen nach einer Demenzdiagnose um 89 Prozent: Im Jahr vor der Diagnose sind es im Schnitt 12.768 Euro, im Jahr danach 24.128 Euro. Vor allem der Anteil der Pflegeleistungen steigt von rund 32 auf rund 42 Prozent der Gesamtkosten.


Der DAK-Pflegereport umfasst eine repräsentative Bevölkerungsbefragung, Auswertungen von DAK-Daten, qualitative Interviews mit Menschen, die demenziell Erkrankte Angehörige begleitet haben, und Versorgungsbeispiele aus der Praxis.

Donnerstag, 26. Oktober 2017

Die richtige Nummer bei Krankheit am Wochenende

Es muss nicht gleich der Notruf sein



Wer abends oder am Wochenende Beschwerden hat, wegen derer er sich sonst an einen Haus- oder Facharzt wenden würde, sollte lieber den ärztlichen Bereitschaftsdienst unter der bundesweit einheitlichen und kostenlosen Nummer 116 117 (ohne Vorwahl) anrufen. Dort wird er direkt oder über ein Callcenter mit dem Bereitschaftsdienst vor Ort verbunden, wie das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau" schreibt. 

Der Patient erfährt, wo die nächste Bereitschaftspraxis geöffnet hat oder kann gegebenenfalls einen Hausbesuch durch einen Arzt anfordern. Das medizinisch ausgebildete Personal am anderen Ende der Leitung kann zudem einschätzen, ob vielleicht doch der Notarzt oder der Gang in die Notaufnahme eines Krankenhauses die bessere Lösung darstellt. Doch viele Patienten sind in einer Bereitschaftspraxis gut aufgehoben. 

Mitarbeitern von integrierten Leitstellen zufolge wenden sich immer wieder Menschen mit leichten Beschwerden an die 112 und wünschen einen Notarzt. "Es wird problematisch, wenn der Notarzt durch einen Bagatellfall blockiert ist und an anderer Stelle im gleichen Versorgungsbereich ein Patient ein lebensgefährliches Problem hat oder ein schwerer Unfall passiert ist. Dabei zählt jede Sekunde", sagt Dr. Christian Glaser, Ärztlicher Bezirksbeauftragter Rettungsdienst in Oberfranken. 

Quelle: Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau"