Mittwoch, 31. Mai 2017

KKH bietet als erste Pflegekasse gesonderte Demenz-Beratung an

Wenn Demenz den Alltag bestimmt


Foto: KKH

Rund 1,6 Millionen Menschen leiden heute in Deutschland an einer Demenz-Erkrankung. Bis zum Jahr 2050 wird sogar mit einer Verdoppelung der Zahl der Betroffenen gerechnet. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Thema Beratung und Aufklärung zukünftig immer weiter an Bedeutung. Denn besonders für Angehörige, die sich um eine an Demenz erkrankte Person kümmern, bringt die neue Situation viele Veränderungen und Belastungen mit sich. 

„Pflegende Angehörige stehen häufig unter hohem psychischen, physischen und sozialen Druck“, sagt Roland Milwich vom Serviceteam der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Reutlingen. Als erste Pflegekasse in Deutschland hat die KKH ihre Pflegeberater deshalb zu Demenz-Partnern der deutschen Alzheimer Gesellschaft e.V. ausbilden lassen und bietet ab sofort eine gesonderte Demenz-Beratung an.  

Bei einer Demenz-Erkrankung verlieren die Betroffenen geistige Funktionen wie Denken, Erinnern oder Orientieren. Damit können diverse Aktivitäten im Alltag nicht mehr eigenständig durchgeführt werden. 

„Erkennungsstörungen, mangelnde Hygiene oder Gedächtniszerfall der Erkrankten stellen Angehörige oft vor immense Probleme. Auch der Umgang miteinander kann durch die herausfordernde Verhaltensweise der Betroffenen sehr angespannt sein“, erklärt Milwich. 

Wie ein sicheres und wertschätzendes Miteinander gelingen kann, wird in der Demenz-Beratung individuell erörtert. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Bewältigung der seelischen Belastungen der Pflegeperson gelegt, die im Zuge einer pflegerischen Tätigkeit entstehen. 

„Wir raten den Pflegepersonen, auch mal an sich zu denken und sich bewusst eine Auszeit zu nehmen. Ob Sport, Singen im Chor oder ein Abend mit Freunden – ein fester Termin pro Woche, in dem die Betreuung der zu pflegenden Person anderweitig organisiert ist, kann schon Wunder wirken“, lautet ein Tipp von Milwich. 

Weitere Informationen zu der Demenz-Beratung erhalten Interessierte hier

Mittwoch, 24. Mai 2017

Umgang mit Scham in der Pflege kann man lernen

Kostenloser Ratgeber gibt pflegenden Angehörigen praktische Tipps



Nacktheit und Gebrechlichkeit, Unterstützung bei intimen Dingen wie z. B. beim Toilettengang oder dem Waschen im Genitalbereich – das sind klassische Situationen, die mit Scham besetzt sind. Für die meisten ist schon die Vorstellung davon hochpeinlich. Pflegebedürftigkeit erschreckt auch deswegen viele Menschen, weil dabei solche Themen berührt werden.

Schamgefühle sind prinzipiell eigentlich positiv. Denn sie helfen, ganz persönliche Dinge zu schützen und Grenzen zu wahren. In der Pflege können diese Intimgrenzen aber nicht immer eingehalten werden, z. B. wenn jemand inkontinent ist. Dann ist von den Pflegenden besonderes Feingefühl gefordert, um den Gepflegten nicht zu verletzen. Gleichzeitig haben sie häufig mit eigenen Schamgefühlen – oder auch Ekel – zu kämpfen.

Fundiertes Wissen und praktische Tipps zum Umgang mit Schamgefühlen


Damit dies auf Dauer nicht zu einer schwerwiegenden Belastung für beide Seiten wird, an der die Pflege scheitert, hat das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) den neuen Praxisratgeber „Umgang mit Scham“ entwickelt. Dieser bietet pflegenden Angehörigen fundiertes Wissen und praktische Tipps, damit sie mit ihren eigenen Schamgefühlen besser umgehen und gleichzeitig Schamgefühlen bei ihren pflegebedürftigen Angehörigen vorbeugen können.

„Scham ist ganz natürlich und kommt sowohl bei Pflegebedürftigen als auch bei Pflegenden regelmäßig vor. Beherrschen jedoch Schamgefühle dauerhaft den Alltag, kann das zu psychischen oder sozialen Problemen führen. Für eine respektvolle und möglichst entspannte Pflege ist es daher wichtig zu wissen, wie man peinlich empfundene Situationen meistert. Einen hilfreichen Umgang mit Scham kann man tatsächlich lernen“, erklärt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP.

Im neuen ZQP-Ratgeber erfahren Angehörige, woher Schamgefühle kommen, wodurch sie ausgelöst werden, wie man damit umgehen kann, aber auch, wann fremde Hilfe sinnvoll ist. So gibt der Ratgeber Hinweise dazu, was man tun kann, wenn sich das Rollenverhältnis durch die Pflegesituation grundlegend ändert. „Gerade veränderte Rollen, wie zwischen pflegebedürftigen Eltern und pflegenden Kindern, können anfangs zu Unsicherheiten und Schamgefühlen auf beiden Seiten führen. Dann kann es helfen, sich mit Menschen auszutauschen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden, zum Beispiel in einer Angehörigengruppe“, so Suhr.

Zudem gibt der Ratgeber Tipps, wie Angehörige ihr Selbstwertgefühl und das des Pflegebedürftigen schützen können – wie die Würde auf beiden Seiten gewahrt bleibt. Auch Schamgefühle in Bezug auf Demenz werden thematisiert. Denn es kann unangenehm sein, wenn ein Angehöriger sich nicht so verhält, wie Bekannte es von ihm vor der Demenz gewohnt waren oder es die Gesellschaft erwartet. Andere frühzeitig und offen über die Erkrankung und über möglicherweise irritierendes Verhalten zu informieren, kann hilfreich sein, um Berührungsängste abzubauen und sich selbst sicherer zu fühlen.

Alle Informationen und Tipps des Ratgebers entsprechen dem aktuellen Wissensstand und sind vom ZQP in Zusammenarbeit mit Professor Stefan Görres, Pflegewissenschaftler an der Universität Bremen, erarbeitet worden. Das Heft kann kostenlos per E-Mail an bestellung@zqp.de bestellt oder als PDF-Datei heruntergeladen werden.

Dienstag, 23. Mai 2017

Mehr Pflegebedürftige in Hessen

Großteil wird zu Hause gepflegt


© pa Picture-Alliance

Die Zahl der pflegebedürftigen Menschen in Hessen steigt weiter an. Das zeigen Zahlen des Hessischen Statistischen Landesamts, die die Krankenkasse IKK classic ausgewertet hat. Waren 2013 noch 205.126 Menschen pflegebedürftig, so stieg die Zahl bis Dezember 2015 um 9 Prozent auf 223.579. „Der medizinische Fortschritt hat dazu beigetragen, dass immer mehr Erkrankungen auch im hohen Alter geheilt, behandelt und gelindert werden können. Es gibt also immer mehr ältere Menschen, die gepflegt werden müssen“, sagt Sven Keiner von der IKK classic.

Bald weniger Pflege im häuslichen Umfeld


Noch werden 170.644 (76,3 Prozent) der Pflegebedürftigen zu Hause gepflegt, mehr als zwei Drittel davon von den eigenen Angehörigen. „Allerdings wird sich dieses Verhältnis in Zukunft stark verändern. Die Zahl der alleinstehenden Älteren nimmt zu und die potenzielle Zahl von Helfern aus dem familiären Umfeld wird abnehmen. Hier kommen auf die Gesellschaft noch große Herausforderungen zu“, so Sven Keiner.

Renten- und Arbeitslosenversicherung für Pflegende


Für Pflegepersonen bringt die neue Pflegereform seit diesem Jahr einige Vorteile: Die Pflegeversicherung zahlt Rentenbeiträge für alle Pflegepersonen, die einen Bedürftigen mit Pflegegrad zwei bis fünf mindestens zehn Stunden wöchentlich, verteilt auf mindestens zwei Tage, zu Hause pflegen. Auch bei der Arbeitslosenversicherung wurde nachgebessert: Für Pflegepersonen, die für die Pflege Angehöriger aus dem Beruf aussteigen, zahlt die Pflegeversicherung künftig die Beiträge zur Arbeitslosenversicherung. Pflegende haben damit Anspruch auf Leistungen, falls ein nahtloser Einstieg in eine Beschäftigung nach Ende der Pflege nicht gelingt.

Weitere Information finden Interessierte unter: www.ikk-classic.de/pflege