Dienstag, 26. Juni 2018

Häusliche Pflege

Unterstützung bei der Vorbeugung gefährlicher Krisen ist dringend nötig


Hier geht es zum Portal pflege-gewalt.de

ZQP-Studie zeigt: Etwa die Hälfte der pflegenden Angehörigen empfindet ihr Engagement vom Pflegebedürftigen teilweise nicht geschätzt. Viele sind häufig niedergeschlagen oder wütend. Etwa jeder Zweite berichtet, Gewalt durch den pflegebedürftigen Menschen erlebt zu haben. 40 Prozent geben an, selbst schon gewaltsam gegenüber dem Pflegebedürftigen gehandelt zu haben.
Fast drei Viertel der rund 3 Millionen pflegebedürftigen Menschen in Deutschland werden zu Hause versorgt – davon 1,4 Millionen ausschließlich durch Angehörige. Dabei bringen diese meist sehr viel Zeit, Geduld und Kraft auf. Belastende Konflikte drohen und können zu Gewalt in der Pflege führen. Deswegen sind gezielte Unterstützungsangebote sowie Aufklärung über Gewaltprävention dringend erforderlich.

Dies unterstreicht eine neue Studie des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP). Für die Untersuchung wurden deutschlandweit 1.006 pflegende Angehörige im Alter zwischen 40 und 85 Jahren dazu befragt, welche Erfahrungen sie mit Konflikten und Gewalt in der Pflege gemacht haben. Es zeigt sich: Viele pflegende Angehörige haben mit belastenden Gefühlen zu kämpfen. Über ein Drittel der Befragten (36 Prozent) fühlt sich häufig niedergeschlagen, 29 Prozent sind häufig verärgert. Zudem hatte über die Hälfte (52 Prozent) in den letzten sechs Monaten teilweise den Eindruck, dass die pflegebedürftige Person ihre Hilfe nicht zu schätzen weiß. 25 Prozent hätten den Pflegebedürftigen bereits „vor Wut schütteln können“.

Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP: „Pflegende Angehörige müssen wirksamer unterstützt werden. Denn Pflege kann schwierig sein und auch mit negativen Emotionen einhergehen. Es ist bedeutsam, solche Gefühle zu erkennen und zu lernen, wie man damit umgehen kann. Das ist ein wichtiger Schritt, um gefährlichen Krisen vorzubeugen und die Gesundheit aller Beteiligten zu schützen.“

Neben belastenden Gefühlen berichten viele Angehörige von Gewalt bzw. krankheitsbedingtem gewaltförmigem Verhalten Pflegebedürftiger. 45 Prozent geben an, mit psychischer Gewalt wie Anschreien, Beleidigen oder Einschüchtern konfrontiert worden zu sein. 11 Prozent haben körperliche Übergriffe wie grobes Anfassen, Kratzen, Kneifen oder Schlagen erlebt.

„Gewalt in der Pflege hat viele Gesichter und fängt nicht erst beim Schlagen an. Es kommt dabei nicht in erster Linie darauf an, ob etwas aus bösem Willen passiert oder strafrechtlich relevant ist. Vielmehr geht es um die oft gravierenden Folgen. Wer Gewalt in der Pflege verharmlost, verkennt die möglichen Schäden bei Betroffenen und das Risiko einer Eskalationsspirale“, erklärt Suhr. Das Thema sei immer noch stark tabuisiert, es käme darum auf sachliche Aufklärung an. „Skandalisierung oder Stigmatisierung behindern eher wirksame Gewaltprävention“, so Suhr weiter.

Auch Pflegende können gegenüber einer pflegebedürftigen Person gewaltsam handeln. Insgesamt 40 Prozent der Befragten äußerten, dies innerhalb der letzten sechs Monate mindestens schon einmal absichtlich getan zu haben. Am häufigsten wurden mit 32 Prozent auch hier Formen psychischer Gewalt berichtet. 12 Prozent machten Angaben zu körperlicher Gewalt, 11 Prozent zu Vernachlässigung. Sechs Prozent nannten freiheitsentziehende Maßnahmen. Gewalt in der Pflege trifft pflegebedürftige Menschen oft besonders hart, denn sie können sich häufig nicht gut wehren, teilweise nicht einmal mehr äußern und sind vom Pflegenden meistens abhängig.

Hinweise dazu wie man mit Wut, Aggressionen oder herausforderndem Verhalten in der Pflege umgehen und Gewalt vorbeugen kann, erhält man zum Beispiel bei guten Pflegeschulungen oder Pflegeberatungen. Pflegende Angehörige haben auf Beratung und Schulung einen kostenlosen Rechtsanspruch.

Mehr Informationen zum Thema Gewalt in der Pflege, Tipps zur Gewaltprävention für Angehörige und Notfall-Kontakte für Krisenfälle bietet das kostenlose Portal des ZQP www.pflege-gewalt.de.

Methoden und Vorgehensweise der Untersuchung
Grundgesamtheit der vorliegenden Analyse sind Personen in Deutschland im Alter von 40 bis 85 Jahren, die in ihrem privaten Umfeld seit mindestens sechs Monaten und mindestens einmal pro Woche einen Menschen pflegen, der folgende Kriterien erfüllt: (i) Alter ab 60 Jahren, (ii) pflegebedürftig im Sinne des Sozialgesetzbuches, d. h. die Person hat einen Pflegegrad und (iii) wird häuslich versorgt (d. h. wohnt nicht in einem Alten- oder Pflegeheim). Die Stichprobe von n = 1.006 Personen wurde gezogen aus einem Panel mit circa 80.000 deutschsprachigen Personen. Teilnehmen konnte nur, wer zur Grundgesamtheit gehörte.

Die Online-Befragung wurde in der Zeit vom 20. April bis zum 14. Mai 2018 durchgeführt. Die Stichprobe wurde nach Kombinationen von Alter, Geschlecht und formaler Bildung nachgewichtet, um sie dem Ideal einer Repräsentativstichprobe so weit wie möglich anzunähern. Grundlage der Nachgewichtung war der Deutsche Alterssurvey 2014, eine Repräsentativbefragung von Menschen zwischen 40 und 85 Jahren, die in Privathaushalten in Deutschland leben. Die statistische Fehlertoleranz der Untersuchung in der Gesamtstichprobe liegt bei +/- drei Prozentpunkten.

Mittwoch, 20. Juni 2018

Medikamente bei Alzheimer

Therapiekontrolle wichtig


Die Alzheimer-Krankheit ist bislang unheilbar. Alzheimer-Medikamente können zwar die Symptome lindern und die geistige Leistungsfähigkeit verbessern, nicht aber die krankheitsbedingten Veränderungen im Gehirn rückgängig machen.

Die gemeinnützige Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) weist in ihrem kostenlosen Ratgeber „Die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzen“ darauf hin, dass sich die Verträglichkeit der Wirkstoffe im Laufe der Alzheimer-Krankheit verändern kann.


Mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nahrungsergänzungsmitteln sollten ebenfalls berücksichtigt werden. „Eine umfassende und verlässliche Therapiekontrolle durch den Arzt ist genauso wichtig wie die Kontrolle und Unterstützung der Medikamenteneinnahme durch die Angehörigen“, schreibt die AFI in ihrem Ratgeber.

„Die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzen“ bietet einen kompakten und verständlichen Überblick über die Alzheimer-Krankheit und weitere Demenzen wie die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz, die frontotemporale Demenz und die Demenz bei Parkinson. Beleuchtet werden jeweils die Risikofaktoren, die Symptome, der Krankheitsverlauf sowie die Diagnose und Behandlung dieser unterschiedlichen Demenz-Formen.

Bestellinformation: „Die Alzheimer-Krankheit und andere Demenzen“ sowie weitere Informationsmaterialien können kostenfrei bestellt werden bei der Alzheimer Forschung Initiative e.V., Kreuzstr. 34, 40210 Düsseldorf; Telefonnummer 0211 - 86 20 66 0; Webseite: www.alzheimer-forschung.de/alzheimer-und-andere-demenzen.

Über die Alzheimer Forschung Initiative e.V.

Die Alzheimer Forschung Initiative e.V. (AFI) ist ein gemeinnütziger Verein, der das Spendenzertifikat des Deutschen Spendenrats e.V. trägt. Seit 1995 fördert die AFI mit Spendengeldern Forschungsprojekte engagierter Alzheimer-Forscher und stellt kostenloses Informationsmaterial für die Öffentlichkeit bereit. Bis heute konnte die AFI 230 Forschungsaktivitäten mit über 9,2 Millionen Euro unterstützen und rund 800.000 Ratgeber und Broschüren verteilen. Interessierte und Betroffene können sich auf www.alzheimer-forschung.de fundiert über die Alzheimer-Krankheit informieren und Aufklärungsmaterial anfordern. Ebenso finden sich auf der Webseite Informationen zur Arbeit des Vereins und allen Spendenmöglichkeiten. Botschafterin der AFI ist die Journalistin und Sportmoderatorin Okka Gundel.

Sonntag, 17. Juni 2018

Digitale Unterstützung für Pflegende

Techniker Krankenkasse launcht Pflege-Coach


Link zum Pflege-Coach

Der Löwenanteil der Pflege wird nach wie vor außerhalb der Heime geleistet: Rund drei Viertel der rund drei Millionen Pflegebedürftigen werden zu Hause gepflegt und oft zumindest teilweise durch "informell Pflegende" betreut. Im Pflegealltag fehlt diesen oft die Zeit oder Möglichkeit, sich außer Haus zu informieren oder an einem Pflegekurs teilzunehmen. Die Pflegestudie der Techniker Krankenkasse (TK) zeigte zudem, dass mehr als jeder Dritte (37 Prozent) von ihnen die neue Rolle ad hoc übernehmen musste, und so keine Chance hatte, sich inhaltlich vorzubereiten. Hier setzt der neue TK-Pflege-Coach an: Als digitaler Pflegekurs - oder als mobiles Nachschlagewerk - vermittelt der Coach Pflege-Know-how auf lern- und pflegewissenschaftlicher Grundlage. Die Anwendung können Pflegende auf Smartphone, Tablet oder PC nutzen.

Thomas Ballast, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der TK: "Pflegende Angehörige leisten in der Pflege enorm viel. Die Digitalisierung bietet große Potenziale, sie zeitlich und örtlich flexibel zu unterstützen. Als Pflegekasse haben wir deshalb die Aufgabe, unser Informations- und Leistungsangebot konsequent auch um digitale Angebote zu erweitern, damit Angehörige die Unterstützung wählen können, die sie brauchen."

 In­ter­ak­ti­ve Elemente in vier Modulen


Der Online-Kurs umfasst vier Module: "Verständnis und Zuwendung", "Die Pflegeumgebung", "Richtig pflegen" und "Selbstschutz". "Nutzer sollen das Gelernte auf die eigene Pflegesituation anwenden können", sagt Georg van Elst, Teamleiter des Teams Pflege der TK. Zum Coach gehören deshalb interaktive Elemente, wie Fragebögen zum eigenen Pflegealltag und zu individuellen Belastungen. Konkrete Pflegetechniken wie die Ganzkörperwäsche im Bett oder Hebetechniken, vermittelt der Coach per Video. Fotos, Grafiken, Fachtexte, Fragebögen aber auch Erfahrungsberichte anderer pflegender Angehöriger ergänzen das Angebot.

Der TK-Pflege-Coach entstand als Kooperation mit dem Institut für Medizinische Informatik der RWTH Aachen, das die Inhalte erstellte und programmierte. Die im Coach eingesetzten E-Learning-Methoden werden parallel von der Hochschule evaluiert. So kann der Kurs optimiert und den Bedürfnissen der Nutzer weiter angepasst werden.

Der TK-Pflege-Coach steht Versicherten als webbasierte Anwendung unter www.tkpflegecoach.de zur Verfügung. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Pflegenden Angehörigen von TK-Versicherten steht zudem kostenlos das Angebot pflegen-und-leben.de zur Verfügung. Hier finden sie online Unterstützung in Belastungssituationen durch ein speziell geschultes Psychologenteam.