Freitag, 18. Mai 2018

Medizin mit dem Zusatz "retard" nie teilen oder zerkauen

Werden diese Tabletten zerkleinert, wird "die gesamte Dosis auf einmal freigesetzt"




Medikamente mit dem Zusatz "retard" dürfen auf keinen Fall geteilt oder zerkaut werden. "Sonst droht eine Überdosierung", warnt Apothekerin Maria Bründermann aus Edewecht im Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber". 

Retardpräparate seien in der Herstellung so bearbeitet worden, dass ihr Arzneistoff nur allmählich abgegeben und so über einen längeren Zeitraum eine gleichmäßige Wirkung erzielt werde. "Die Tabletten wurden dafür entweder mit einem Spezialfilm überzogen oder enthalten entsprechend präparierte Granulatpartikel, sogenannte Pellets; manchmal ist der Arzneistoff auch in ein gitterartiges Gerüst aus unverdaulichem Wachs oder Kunststoff eingebettet", erklärt die Apothekerin. 

Werden diese Tabletten zerkleinert, werde "die gesamte Dosis auf einmal freigesetzt". 

Der aktuelle "Senioren Ratgeber" stellt darüber hinaus kleine praktische Helfer vor, die das Einnehmen von Arzneien erleichtern - zum Beispiel die digitale Medikamentenbox und eine Dosierhilfe für Augentropfen. 

Quelle:  Das Apothekenmagazin "Senioren Ratgeber

Montag, 14. Mai 2018

Bayern führt Landespflegegeld ein

Pflegebedürftige in Bayern ab Pflegegrad 2 erhalten künftig jährlich 1.000 Euro zusätzlich


Bayerns Pflegeministerin Melanie Huml und Finanzminister Albert Füracker haben die Pläne zum Aufbau des neuen Landesamts für Pflege (LfP) im oberpfälzischen Amberg erläutert. Die Landesbehörde soll bereits im Sommer dieses Jahres mit einem Aufbauteam starten.

Huml betonte anlässlich eines Pressegesprächs in Amberg: "Mit einem eigenständigen Landesamt für Pflege unterstützen wir die pflegebedürftigen Menschen ebenso wie die Pflegenden in ganz Bayern. Unser Signal ist: Wir setzen einen Schwerpunkt auf die Pflegepolitik und packen die Herausforderungen tatkräftig an. Das neue Landesamt wird dafür sorgen, dass die Fortschritte aus dem erst kürzlich beschlossenen bayerischen Pflege-Paket auch zügig bei den Menschen ankommen. Insbesondere wollen wir das Landespflegegeld in Höhe von 1.000 Euro jährlich für Pflegebedürftige schnell und unbürokratisch auf den Weg bringen."

Füracker unterstrich: "Mit dem neuen Landesamt für Pflege führen wir die erfolgreiche Heimatstrategie der Staatsregierung fort und leisten einen wichtigen Beitrag zur Strukturentwicklung Nordbayerns und Stärkung des Gesundheitsstandorts Oberpfalz. Mit dem Aufbau des Landesamts für Pflege hier in Amberg unterstreicht die Staatsregierung einmal mehr, welche große Bedeutung sie der Stärkung des ländlichen Raums und dem Thema Pflege beimisst."

Neben der Auszahlung des Landespflegegelds wird das LfP den Ausbau der Pflege-Infrastruktur unterstützen. Darunter fällt das Fünf-Millionen-Euro-Programm für mindestens 500 neue Plätze in der Kurzzeitpflege pro Jahr zur Entlastung der Familien von Pflegebedürftigen. Zudem sollen ab 2019 für eine zukunftsfähige bayerische Pflegeinfrastruktur jährlich 60 Millionen Euro für rund 1.000 neue Pflegeplätze zur Verfügung stehen. Das Landesamt wird auch Aufgaben im Bereich der Hospiz- und Palliativversorgung, der Demenzstrategie und dem Ehrenamt in der Pflege übernehmen.

Füracker erläuterte: "Die erstmalige Auszahlung des Landespflegegeldes 2018 wird vom Landesamt für Finanzen vollzogen, damit die staatliche Leistung schnell bei den Anspruchsberechtigten ankommt". Ministerin Huml ergänzte: "Das neue Landesamt für Pflege wird Aufgaben, die bisher auf verschiedene Stellen verteilt sind, effektiv bündeln. So kommt die Hilfe bei den Menschen künftig besser an. 

Dienstag, 8. Mai 2018

Menschliche Roboter für Demenzkranke

EU-Projekt MARIO


Foto: KOMPAÏ robotics

Können Maschinen menschliche Zuwendung ersetzen? Die Deutschen sind da skeptisch. Doch in Großbritannien, Irland und Italien stoßen Tests mit Pflegeroboter MARIO aus dem gleichnamigen EU-Projekt auf positive Resonanz. Die Software für die Roboter kommt aus Passau.

„Um es ganz provokant zu sagen: Diese Roboter könnten sich in manchen Fällen um demenzkranke Patienten besser kümmern als eine überlastete Pflegekraft“, sagt Prof. Dr. Siegfried Handschuh über die Roboter, die das Forschungsteam ein Jahr lang im Einsatz mit demenzkranken Patientinnen und Patienten getestet hat. In Großbritannien teilten sich die Menschen mit den Maschinen ihr zu Hause. 

Handschuh ist Inhaber des Lehrstuhls für Informatik mit Schwerpunkt Digital Libraries and Web Information Systems an der Universität Passau. Gemeinsam mit seinem Team steuert er die Software bei, die dem Roboter MARIO Verständnis verleiht: für Sprache, aber auch für den Gemütszustand der jeweiligen Patientinnen und Patienten. 

Durchwegs positive Rückmeldungen


Von August 2016 bis August 2017 begleiteten die Roboter Patientinnen und Patienten in Irland, Italien und Großbritannien. Die Rückmeldungen seien durchwegs positiv gewesen: „Menschen mit Demenz mögen MARIO. Es bereitet ihnen Freude, mit dem Roboter zu interagieren. Wir hätten erwartet, dass der Roboter auf mehr Skepsis stoßen würde“, so Prof. Dr. Handschuh. 

Der Roboter MARIO ist in dem gleichnamigen Forschungsprojekt entwickelt worden. Die Abkürzung steht für: „Managing active and healthy aging with use of caring service robots”. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Irland, Frankreich, Großbritannien, Europa und Deutschland sind beteiligt und arbeiten eng mit Pflegefachkräften, Krankenhäusern und Robotikfirmen zusammen. Eine Ethikkommission unter der Leitung der National University of Ireland, Galway, begleitet die Arbeit der Forscherinnen und Forscher. 

Dass Roboter als unterstützende Assistenten in der Pflege zum Einsatz kommen, beispielsweise für kräftezehrende Hebetätigkeiten, das können sich einer Umfrage zufolge noch viele Deutsche vorstellen (https://www.bmbf.de/de/vom-roboter-gepflegt-werden-fuer-jeden-vierten-vorstellba...). Schwieriger wird es bei dem Gedanken, dass die Maschinen möglicherweise auch menschliche Zuwendung ersetzen könnten. 

So interagiert der Roboter mit Patientinnen und Patienten


Genau das kann MARIO. Zum Beispiel, indem er nicht müde wird, Fragen zu stellen, wie: „Hast Du heute schon Deine Medizin genommen?“ Oder, indem er auf den Gemütszustand des jeweiligen Patienten oder der Patientin reagiert. „Wenn der Roboter gelernt hat, dass die Patientin möglicherweise jeden Tag morgens weint, weil sie sich an den verstorbenen Mann erinnert, dann kann der Roboter darauf reagieren. Indem er tröstet, indem er ablenkt. Beispielsweise, indem er Bilder von schönen Erlebnissen zeigt“, erklärt Projektmitarbeiter Dr. Adamantios Koumpis.

Das klingt kalt und banal. Doch manchen pflegebedürftigen Menschen kann dies das Leben erleichtern, bisweilen sogar retten. Denn der Roboter hätte deren Zustand stets im Blick und könnte das Pflegepersonal gezielt alarmieren, sobald er gravierende Änderungen feststellt. Auch Änderungen, die auf den ersten Blick positiv erscheinen mögen: „Nehmen Sie die Frau, die jeden Morgen weint. Tut sie das eines Morgens nicht, kann dies durchaus ein Alarmsignal sein“, so Koumpis.

2018 sollen die Roboter auf den Markt kommen


Im Januar 2018 läuft das Projekt aus, dann sollen die Roboter auf den Markt kommen. Sie sollen durchaus erschwinglich sein. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten aus diesem Grund mit einem etwas älteren Modell, dem Kompai 2, den das französische Unternehmen Robosoft entwickelt hat. Dieses haben sie mit der Software aus Passau aufgerüstet.

Die Passauer sind Spezialistinnen und Spezialisten im Bereich des Natural Language Processing, einer Technologie, die es ermöglichen soll, dass Mensch und Maschine nicht nur miteinander kommunizieren können, sondern auch lernen, einander zu verstehen. „MARIO versteht nicht alles, insbesondere, wenn jemand starken Dialekt spricht“, sagt Koumpis. „Aber es bereitet den Menschen dennoch Freude, mit ihm zu kommunizieren.“

Beteiligte und Förderung


Die Gesamtleitung des Projekts liegt bei der National University of Ireland (NUIG), Galway. Die Projektleitung an der Universität Passau hat der Lehrstuhl für Informatik mit Schwerpunkt Digital Libraries and Web Information Systems inne. Das Konsortium besteht aus wissenschaftlichen und industriellen Partnern aus ganz Europa.
Irland:

- School of Nursing & Midwifery, National University of Ireland, Galway
Großbritannien:
- R.U. Robots Limited, Manchester
- Ortelio Ltd., Coventry
- Stockport Metropolitan Borough Council
Italien:
- Consiglio Nazionale Delle Ricerche, Rom
- Institute of Cognitive Sciences and Technologies, Laboratory of Autonomous Robotics and Artifical Life, Rom
- R2M Solution SRL, Catania (CT)
- Laboratorio di Geriatria e Gerontologia, Fondazione Casa Sollievo Della Sofferenza, San Giovanni Rotondo 
Griechenland:
- Caretta-Net, Thessaloniki

Die Europäische Union fördert das Projekt aus dem 8. Forschungsrahmenprogramm HORIZON 2020 mit einer Summe von insgesamt fast 4 Millionen Euro über eine Laufzeit von drei Jahren. Davon gehen ca. 300.000 Euro nach Passau.