Montag, 7. März 2016

Pflegende Angehörige kennen Unterstützungsangebote, nutzen sie aber wenig

Pflege Report 2016


Foto AOK Bundesverband


Die meisten pflegenden Angehörigen kennen die zusätzlichen Unterstützungsangebote der gesetzlichen Pflegeversicherung. Genutzt werden sie aber häufig nur von einer Minderheit. Das ergibt eine aktuelle Befragung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) unter 1.000 pflegenden Angehörigen im Rahmen des Pflege-Reports 2016. Gleichzeitig sagt jeder vierte Pflegehaushalt, der weder Pflegedienst noch Tagespflege oder Kurz- und Verhinderungspflege in Anspruch nimmt, dass er genau diese Leistungen eigentlich benötige.

Unter den Nutzern der zusätzlichen Entlastungsleistungen ist die Zufriedenheit hoch, und das professionelle Pflegepersonal wird als kompetent eingestuft. Allerdings werden mit Ausnahme des Pflegedienstes (Nutzung durch 64 Prozent) alle anderen Angebote von weniger als jedem fünften Befragten in Anspruch genommen.

Als Gründe werden zum Beispiel Kosten, mangelnde Erreichbarkeit oder schlechte Erfahrungen angegeben. Die am häufigste genannte Ursache ist jedoch: Viele Pflegebedürftige wollen nicht von einer fremden Person gepflegt werden.

Antje Schwinger, Pflegeexpertin des WIdO und Mitherausgeberin des Reports, sieht hier Barrieren. "Wir müssen die Bedürfnisse der Betroffenen noch besser verstehen und gleichzeitig mit guter Beratung und niedrigschwelligen Angeboten überzeugen. Allerdings zeigt sich hier auch ein tief sitzendes Selbstverständnis von familiärer Pflege, in das Pflichtgefühl und Scham mit hineinspielen."
Angesichts der Umfrageergebnisse unterstreicht der Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Martin Litsch, die Bedeutung von gezielter Beratung. "Die AOK-Pflegekasse hat rund 700 Pflegeberater im Einsatz. Diese kommen auf Wunsch auch zu den Menschen nach Hause und klären in einem persönlichen Gespräch den konkreten Hilfebedarf. Dann wird gemeinsam ein individueller Versorgungsplan aufgestellt." Dass Beratung wichtig ist, auch das geht aus der WIdO-Befragung hervor. Dreiviertel der Nutzer von Beratungsgesprächen geben an, dass ihnen diese geholfen haben.

Gleichzeitig fordert Litsch eine Straffung bei den Regelungen. „Die Pflegeversicherung hat sich bewährt. Aber wir müssen ihre Leistungen noch einfacher und flexibler gestalten.“ Zum Beispiel könne man die beiden Leistungen "Verhinderungspflege" und "Kurzzeitpflege" zusammenlegen. "Statt hier zwei verschiedene Regelungen und Budgets vorzusehen, sprechen wir uns für die Bündelung aus. Es geht um 3.224 Euro für 14 Wochen je Kalenderjahr. Pflegende Angehörige wissen selbst am besten, wie sie während einer Auszeit das Geld am sinnvollsten einsetzen können."

Die Arbeitsleistung von pflegenden Angehörigen veranschaulicht der Chef des AOK-Bundesverbands mit einer einfachen Rechnung. "Wenn man die Stundenzahl, die pflegende Angehörige aufwenden, mit dem heutigen Mindestlohn multipliziert, dann liegt die Wertschöpfung bei sage und schreibe rund 37 Milliarden Euro pro Jahr. Eine gewaltige Summe, wenn man bedenkt, dass die Pflegeversicherung selbst nur eine Einnahmevolumen von rund 26 Milliarden Euro umfasst."

Der spezifische Versorgungsmix aus familiärer und professioneller Pflege biete zwar gute Voraussetzungen für die Bewältigung des steigenden Pflegebedarfs, so die Mitherausgeberin des Reports, Prof. Adelheid Kuhlmey, aber dazu müssten die vorhandenen Potenziale auch voll ausgeschöpft werden. "Entwicklungsmöglichkeiten für die professionelle Pflege liegen in der gemeinsamen Ausbildung von Gesundheits-, Kranken- und Altenpflege sowie der weiteren Akademisierung." Man wisse aus anderen Ländern, dass die Akademisierung der Pflege- und anderer Gesundheitsberufe sich äußerst positiv ausgewirkt habe. "Bildung und Aufwertung, das ist die zentrale Botschaft, die wir dem Report entnehmen können."

Zugleich betont Kuhlmey, Pflege endlich als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu sehen: "Das Engagement der Städte und Gemeinden ist bisher noch sehr unterschiedlich ausgeprägt." Spätestens mit dem Pflegestärkungsgesetz müsse es aber auch auf kommunaler Ebene zu Veränderungen kommen." Damit spielt Kuhlmey auf die Förderung von regionalen Quartierskonzepten an, für die pro Kreis oder kreisfreie Stadt seit 2016 jährlich 20.000 Euro zur Verfügung stehen und auch für Pflege eingesetzt werden sollten.

Mehr Unterstützungsmöglichkeiten sieht Kuhlmey noch an anderer Stelle: "Pflege ist überwiegend noch Frauensache. Die Gleichstellungsdebatte sollte auch auf diesen Bereich ausgeweitet werden."

Samstag, 5. März 2016

Medikamente vertragen sich mit einigen Getränken gar nicht

Am besten mit Leitungswasser




Bei der Einnahme von Arzneien sollten Patienten bedenken, dass sich Medikamente nicht mit allen Getränken vertragen. "Grapefruitsaft hemmt Leberenzyme, die für den Abbau mancher Arzneistoffe erforderlich sind, und kann so zu stärkeren Nebenwirklungen führen", schildert die Dresdner Apothekerin Dr. Yvonne Bux im Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau".

Und das Kalzium in Milch oder manchen Mineralwässern bilde mit einigen Präparaten Komplexe und mache sie dadurch wirkungslos. Das treffe beispielsweise auf Antibiotika wie Doxycyclin oder Ciprofloxacin zu. 

"Am besten nimmt man einfach ein großes Glas Leitungswasser", rät die Apothekerin.

Quelle: Das Gesundheitsmagazin "Apotheken Umschau"

Donnerstag, 3. März 2016

Organspende ja oder nein - nehmen Sie Ihren Angehörigen die Entscheidung ab

Neue Faktenbox informiert über Vorteile eines Organspende-Ausweises



Ist es sinnvoll, einen Organspende-Ausweis auszufüllen? Antwort auf diese Frage gibt jetzt eine neue Faktenbox der AOK. Sie stellt auf einen Blick dar, warum die Angehörigen entlastet werden, wenn im Todesfall ein Ausweis vorhanden ist. "Jeder von uns kann mit einer Organspende einem Mitmenschen nach seinem eigenen Tod ein wunderbares Geschenk machen: ein neues Leben. Und klar ist auch: Jeder von uns kann eines Tages selbst auf eine Organspende angewiesen sein. Daher sollten wir uns ganz bewusst mit dem Thema auseinandersetzen. Denn nur wer gut informiert ist, kann eine klare eigenverantwortliche Entscheidung treffen", betont der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann. Die Faktenbox helfe dabei: "Sie kann Menschen motivieren, ihre Einstellung in einem Ausweis zu dokumentieren", so Laumann.

Die neue Box wurde in Zusammenarbeit mit dem Berliner Max-Planck Institut für Bildungsforschung erstellt und ergänzt das bisherige Angebot von elf AOK-Faktenboxen, die kompakte, leicht verständliche und fundierte Informationen zu Medizin- und Gesundheitsthemen bieten. Als neuer Kooperationspartner wird künftig auch das Online-Portal Apotheken-Umschau.de die Faktenboxen veröffentlichen.

Wer nicht selbst entscheidet stellt seine Angehörigen unter Umständen vor eine schwere Aufgabe


"Egal, wie man zum Thema Organspende steht - wenn man seine Einstellung zum Thema nicht dokumentiert, stehen die Angehörigen nach Feststellung des Hirntods vor einer sehr schweren Entscheidung", sagt Martin Litsch, Vorstand des AOK-Bundesverbandes. "Wir wollen deutlich machen, dass ein Ausweis in dieser Situation helfen kann." Die Faktenbox zur Organspende zeigt, dass die meisten Menschen eine klare Meinung dazu haben, ob sie nach ihrem Tod Organe spenden möchten oder nicht. So stehen nach einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung 80 Prozent der Befragten einer Organ- und Gewebespende positiv gegenüber. Diese Meinung wird aber nach wie vor selten in einem Ausweis dokumentiert: Nur 35 Prozent der Befragten gaben an, tatsächlich einen Spenderausweis zu besitzen.

Seit November 2012 gilt beim Thema Organspende in Deutschland die sogenannte Entscheidungslösung. Demnach werden alle Bürger in einem geregelten Verfahren über die Organspende informiert und regelmäßig zu einer persönlichen Erklärung aufgefordert, ob sie einer Organspende zustimmen, nicht zustimmen oder sich nicht erklären möchten.

Die neue Faktenbox ergänzt das bisherige Informationsangebot der AOK zum Thema Organspende: Eine interaktive Online-Entscheidungshilfe unterstützt Interessierte schon seit 2012 beim Abwägen der Argumente für oder gegen eine Organspende. In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern der Universität Hamburg hat die AOK in dieser Entscheidungshilfe Fakten und Meinungen zur Organspende zusammengestellt.

Neben der Faktenbox Organspende hält die Gesundheitskasse elf weitere AOK-Faktenboxen zu Medizin- und Gesundheitsthemen bereit.