Montag, 5. Mai 2014

Voraussichtlicher Anstieg der Pflegebedürftigen bis 2030 um 37 Prozent

Neue Modellrechnung für das Land Baden-Württemberg in Stuttgart vorgestellt


Im Dezember 2011 waren in Baden-Württemberg 278 295 Personen pflegebedürftig im Sinne des Pflegeversicherungsgesetzes. Nach einer Modellrechnung des Statistischen Landesamtes, die zur Messe »Pflege & Reha« in Stuttgart vorgelegt wurde, könnte die Zahl der Pflegebedürftigen in Baden-Württemberg allein aus demografischen Gründen bis zum Jahr 2030 um 102 700 zunehmen und damit auf rund 381 000 Menschen steigen. 

Dies wäre ein Anstieg um 37 Prozent. Bis zum Jahr 2050 könnte die Zahl pflegebedürftiger Menschen sogar um 80 Prozent zunehmen und damit um fast 224 000 Personen auf dann rund 502 000 Pflegebedürftige steigen. Im Jahr 2030 würde sich für Baden-Württemberg somit eine Pflegequote von 3,67 % errechnen, für 2050 sogar von 5,24 %. Die Pflegequote im Jahr 2011 lag bei 2,58 %.

Quelle: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg 2014

Nach den Ergebnissen dieser neuen Modellrechnung wird die Zahl der pflegebedürftigen Frauen mit rund 238 000 bis 2030 um 32 Prozent oder rund 58 000 steigen, während die Zahl der männlichen Pflegebedürftigen mit über 142 000 um 45 Prozent oder rund 44 000 zunehmen könnte.

Je nach Pflegeart fällt die Zunahme bis zum Jahr 2030 jedoch unterschiedlich aus. Die Zahl der vollstationär Untergebrachten würde mit 47 Prozent von allen drei Pflegearten am stärksten steigen, von 87 970 auf fast 129 000 Personen. Die Zahl der ambulant Gepflegten könnte demnach bis 2030 von 57 617 auf rund 83 000 Personen zunehmen, d.h. um 44 Prozent.

Deutlich darunter läge dagegen die Zunahme bei den Pflegegeldempfängern, also der Personen, die ausschließlich durch ihre Angehörigen versorgt werden. Hier beträgt der Zuwachs nach der Modellrechnung 28 Prozent, d.h. die Zahl der Pflegegeldempfänger würde von 132 708 auf rund 169 000 Personen zunehmen. Wurden 2011 noch 48 Prozent aller Pflegebedürftigen zu Hause von ihren Angehörigen gepflegt, könnte dieser Anteil bis 2030 auf 44 Prozent sinken. Der Anteil der stationär gepflegten Menschen würde dagegen von 32 Prozent auf 34 Prozent ansteigen, während sich nach der Modellrechnung im ambulanten Bereich der Anteil der Pflegebedürftigen von heute 21 Prozent auf 22 Prozent in Zukunft nur unwesentlich verändern würde.


Freitag, 2. Mai 2014

Repräsentative Umfrage: Bereitschaft zur Pflege von Familienangehörigen geht zurück

Jeder Fünfte Bundesbürger würde ein Familienmitglied rund um die Uhr pflegen. Allerdings hat die Bereitschaft der Deutschen zur umfassenden Betreuung ihrer Angehörigen stark nachgelassen.


Foto: Jerzy Sawluk  / pixelio.de
So wollten vor fünf Jahren noch doppelt so viele die Rundumpflege übernehmen. Auch der Anteil derer, die ihren Familienmitgliedern die Unterstützung im Pflegefall komplett verweigern, ist von rund sechs auf elf Prozent gestiegen. Dies ergab die Studie „Kundenkompass Selbstbestimmung im Alter“ der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) in Zusammenarbeit mit dem F.A.Z.-Institut auf der Basis zweier repräsentativer Bürgerbefragungen.
Vor allem bei den Beschäftigten in der Privatwirtschaft ist die Bereitschaft gering, sich intensiv um ihre pflegebedürftigen Angehörigen zu kümmern – hier würden lediglich 15 Prozent eine Rundumpflege übernehmen. „Offensichtlich fällt es dieser Gruppe immer schwerer, Beruf und Pflege miteinander in Einklang zu bringen“, sagt Dr. Ralf Suhr, Vorstandsvorsitzender des ZQP. „Es ist daher richtig, dass der Gesetzgeber hier aktiv werden will. Ein erster Ansatz ist es, Berufstätigen durch eine  Pflegeauszeit die Möglichkeit einzuräumen, sich um ihre Angehörigen zu kümmern.“ So ist bei Hausfrauen und -männern die Bereitschaft zur Pflege mit 27 Prozent deutlich höher.

Konkrete Hilfsleistungen sind gefragt

Insgesamt werden in der Zukunft angesichts der demografischen Entwicklung und sich verändernder Familienstrukturen immer weniger Pflegebedürftige überhaupt auf die Unterstützung von Angehörigen zurückgreifen können – darüber machen sich die Befragten keine Illusionen. Sie wollen daher vorsorgen – und zwar vor allem, um sich im Pflegefall Assistance-Leistungen finanzieren zu können. Dabei rangiert die Haushaltshilfe mit 60 Prozent an erster Stelle. Mehr als jeder Zweite will außerdem sparen, um sich eine bedarfsgerechte Rund-um-die-Uhr-Betreuung durch ein Nicht-Familienmitglied leisten zu können. „Diese Zahlen beweisen: Die Bundesbürger wissen, dass sie in der Zukunft auch im Pflegefall immer häufiger auf sich allein gestellt sein werden. Es gilt nun, das Angebot an Unterstützungsleistungen zu diversifizieren. Wir benötigen in der ambulanten Pflege neue und kreative Angebote, die den unterschiedlichen Wünschen und Bedürfnissen der Menschen gerecht werden und gleichzeitig eine qualitativ hochwertige Betreuung sicherstellen“, so der ZQP-Vorstandsvorsitzende.

Hintergrundinformationen

Die Marktforschungsinstitute COBUS aus Karlsruhe (Januar 2010) und forsa aus Berlin (Mai und Juni 2010) befragten im Auftrag der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) rund 1.000 Bundesbürger über 18 Jahre zu ihren Standpunkten, Maßnahmen und Plänen in Bezug auf die Selbstbestimmung und die Probleme im Alter. Die beiden Gruppen der interviewten Personen repräsentierten jeweils einen Querschnitt der volljährigen Bevölkerung in Deutschland. Die Befragungen wurden in computergestützten Telefoninterviews durchgeführt (CATI-Befragung).

Über das ZQP

Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) ist eine im November 2009 errichtete gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Berlin. Ziel der Stiftungsarbeit ist die Wissenschaftsbasierung und strukturelle Weiterentwicklung von Qualität in der Pflege sowie in der Versorgung älterer und hilfebedürftiger Menschen. 
Stifter des ZQP ist der Verband der privaten Krankenversicherung e.V. Das ZQP ist die einzige derartige Einrichtung in Deutschland, welche multidisziplinär und berufsgruppenübergreifend ausgerichtet ist. In seine Arbeit bindet es ausgewiesene Experten aus Pflegepraxis und Wissenschaft sowie Verbraucher und Patientenorganisationen ein. Ein wesentlicher Schwerpunkt der Stiftungsarbeit ist die wissenschaftliche Bearbeitung von bisher unzureichend geklärten Fragestellungen rund um das häusliche Versorgungsgeschehen.

Mittwoch, 23. April 2014

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe:„Gute Pflege braucht Zeit“

Abschlussbericht zur Vereinfachung der Pflegedokumentation veröffentlicht

© 2014 Bundesministerium für Gesundheit

Viele Pflegekräfte, aber auch Angehörige von Pflegebedürftigen sind unzufrieden mit dem Umfang des bürokratischen Aufwands in der Pflege. Das Bundesministerium für Gesundheit hat daher ein Projekt zum Bürokratieabbau in der Pflege finanziell unterstützt. Der Abschlussbericht des Projekts “Praktische Anwendung des Strukturmodells Effizienzsteigerung der Pflegedokumentation in der ambulanten und stationären Langzeitpflege“ liegt nun vor.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Gute Pflege braucht vor allem eins: Zeit. Wir müssen die bürokratischen Anforderungen für die Pflegekräfte deshalb auf das Maß reduzieren, das zur Qualitätssicherung wirklich notwendig ist. Die Ergebnisse des Modellprojekts zeigen, wie das gelingen kann. Nun geht es darum, die Erfahrungen aus dem Projekt in die Fläche zu tragen. Ich freue mich über die große Bereitschaft aller Beteiligten, den begonnenen Prozess fortzusetzen.
Im Rahmen des Projekts haben 26 stationäre Pflegeeinrichtungen und 31 ambulante Pflegedienste Modellbögen für eine einfachere Dokumentation im praktischen Alltag getestet. Das Konzept einer veränderten Dokumentationspraxis war zuvor von der Ombudsfrau für Entbürokratisierung in der Pflege, Elisabeth Beikirch, zusammen mit Fachleuten aus Praxis und Wissenschaft sowie juristischer Expertise entwickelt worden.

Im Mittelpunkt stand dabei die Praxistauglichkeit

Ziel des vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekts war, Vorschläge zum Abbau von Bürokratie in der Pflegedokumentation zu finden. Im Mittelpunkt stand dabei die Praxistauglichkeit. Auf der Grundlage des im Projekt erarbeiteten Strukturmodells zum Aufbau einer Pflegedokumentation einschließlich des Konzepts zur praktischen Umsetzung kann der Dokumentationsaufwand erheblich reduziert werden, ohne fachliche Standards zu vernachlässigen, die Qualität zu gefährden oder haftungsrechtliche Risiken aufzuwerfen.
Mit diesem Vorgehen haben die vielen engagierten Partnerinnen und Partner einen wichtigen Beitrag zur Entbürokratisierung in der Pflege geleistet. Nun muss die begonnene Arbeit fortgeführt werden. Weitere Umsetzungsschritte sind momentan mit dem Beauftragten der Bundesregierung für die Belange der Patientinnen und Patienten sowie Bevollmächtigten für Pflege, Staatssekretär Karl-Josef Laumann, und in Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Gesundheit in Vorbereitung. Dabei wird die Umsetzung einer umfassenden Implementierungsstrategie auf Bundes- und Landesebene vorbereitet.
Den Abschlussbericht finden Sie unter: