Deutsche Alzheimer Gesellschaft veröffentlicht neue Zahlen zur Häufigkeit von Demenzerkrankungen
In Deutschland leben gegenwärtig 1,5 Millionen Demenzkranke. Zwei Drittel von ihnen haben bereits das 80. Lebensjahr vollendet, nur etwa 20.000 sind jünger als 65. Sofern kein Durchbruch in Prävention und Therapie gelingt, wird die Zahl der Erkrankten jedes Jahr um 40.000 zunehmen und bis 2050 auf etwa 3 Millionen steigen. Zwei Drittel aller Demenzkranken sind von der Alzheimer-Krankheit betroffen. Die starke Zunahme ist bedingt durch die steigende Lebenserwartung sowie die Zunahme der Zahl an älteren Menschen.
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Neuberechnung der Zahl der Demenzkranken, die Dr. Horst Bickel, Psychiatrische Klinik und Poliklinik der Technischen Universität München, für die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAlzG) vorgenommen hat. Sie sind in ausführlicher Form in dem gerade veröffentlichten Informationsblatt „Die Häufigkeit von Demenzerkrankungen“ auf der Internetseite der DAlzG zugänglich:
www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/informationsblaetter-downloads.html
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Die Berechnung basiert auf den vom Statistischen Bundesamt im April 2014 veröffentlichten Bevölkerungsdaten der 2011 durchgeführten Volkszählung. Damit sollten Ungenauigkeiten bei der Fortschreibung der zuletzt 1987 durchgeführten Volkszählung korrigiert werden. Die neue Erhebung hat ergeben, dass die Zahl der Personen über 65, also der Altersgruppe, die besonders von Demenzerkrankungen betroffen ist, geringer ist, als bisher angenommen.
Fast 70% der Erkrankten sind Frauen
Der Berechnung liegen außerdem die von der Dachorganisation Alzheimer Europe (Luxemburg) ermittelten Prävalenzraten (Prozentsatz der Erkrankten in einer bestimmten Altersgruppe) zugrunde. Diese Raten steigen mit dem Alter steil an. Sie liegen in der Altersgruppe der 65-69-Jährigen bei 1,6%, bei den 80-84-Jährigen bei 15,6% und für die über 90-Jährigen bei fast 41%. Zwei Drittel aller Erkrankten haben bereits das 80. Lebensjahr vollendet; fast 70% der Erkrankten sind Frauen.
Zwischen den Bundesländern gibt es Unterschiede aufgrund der Altersstruktur der Bevölkerung. So sind in Berlin 8,2% der über 65-Jährigen an einer Demenz erkrankt, in Rheinland-Pfalz sind es 9,1%. Nordrhein-Westfalen, das bevölkerungsreichste Bundesland, hat mit mehr als 320.000 Betroffenen die höchste absolute Zahl an Demenzkranken.
In den nächsten Jahrzehnten wird nach Vorausberechnungen des Statistischen Bundesamtes die Anzahl der über 65-Jährigen weiter stark ansteigen. Diese Zunahme und die durch wachsende Lebenserwartung bedingte überproportionale Zunahme der Höchstbetagten werden weiterhin die Krankenzahlen erhöhen. Zu erwarten ist, dass die Zahl der Erkrankten Jahr für Jahr um durchschnittlich 40.000 ansteigen und sich bis 2050 auf 3 Millionen verdoppeln wird. Das entspricht einer Zunahme um mehr als 100 zusätzliche Krankheitsfälle an jedem einzelnen Tag im Verlauf der nächsten vier Jahrzehnte.
Heike von Lützau-Hohlbein, 1. Vorsitzende der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, sagte dazu: „Wir müssen uns klar machen, dass hinter diesen Zahlen menschliche Schicksale stehen. Das Leben jedes einzelnen Betroffenen und das seiner Familie wird durch eine Demenzerkrankung aus der Bahn geworfen. Jeden Tag werden es 100 Menschen mehr, und das auf Jahrzehnte, denn ein wirksames Gegenmittel ist derzeit nicht in Sicht. Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft setzt sich dafür ein, dass Demenzkranke ein menschenwürdiges Leben führen können und ihre Familien angemessen unterstützt werden. Dazu sind große Anstrengungen nicht nur in Medizin, Pflege und Betreuung, sondern auch in den Kommunen und der Zivilgesellschaft erforderlich. Sehr bedauerlich ist, dass die Gleichstellung der Demenzkranken in der jetzt angekündigten Reform der Pflegeversicherung wiederum verschoben wurde.“
Hintergrundinformationen
Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft e.V. Selbsthilfe Demenz ist der Bundesverband von derzeit 135 regionalen Alzheimer-Gesellschaften, Angehörigengruppen und Landesverbänden. Sie nimmt zentrale Aufgaben wahr, gibt zahlreiche Broschüren heraus, organisiert Tagungen und Kongresse und unterhält das bundesweite Alzheimer-Telefon mit der Service-Nummer 01803 – 171017 (9 Cent pro Minute aus dem deutschen Festnetz) oder 030 / 259 37 95-14 (Festnetztarif).
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